Ist meine Schilddrüse schuld an meinen Zyklusstörungen?

MEDICALLY REVIEWED

Das Wichtigste vorab

  • Die Schilddrüse ist im menschlichen Körper für eine Vielzahl von Funktionen verantwortlich.
  • Wenn es zu einer Unterfunktion der Schilddrüse kommt, können viele Symptome auftreten. Dazu gehören unter anderem kalte Hände, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Menstruationsbeschwerden.
  • Damit kann die Schilddrüse auch die Ursache sein, wenn du an Zyklusstörungen leidest.

Der weibliche Menstruationszyklus ist ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen, das die Fruchtbarkeit und die allgemeine Gesundheit einer Frau* beeinflusst. Wenn der Zyklus aus dem Gleichgewicht gerät und Unregelmäßigkeiten auftreten, stellt sich häufig die Frage: Könnte meine Schilddrüse dafür verantwortlich sein?

Die Schilddrüse hat weitreichende Auswirkungen auf den gesamten Körper, darunter auch den Menstruationszyklus. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die Verbindung zwischen der Schilddrüsenfunktion und Zyklusstörungen, um die Frage zu beantworten: Könnte meine Schilddrüse tatsächlich die Ursache für meine Zyklusprobleme sein?

Was ist die Schilddrüse?

Die Schilddrüse ist ein lebenswichtiges Organ im menschlichen Körper, das eine Vielzahl von wichtigen Funktionen erfüllt. Dazu gehören:

Hormonproduktion: Die Schilddrüse produziert und gibt Hormone ab, insbesondere Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3). Diese Hormone spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Stoffwechsels im Körper.

Stoffwechselregulation: Die von der Schilddrüse produzierten Hormone beeinflussen den Stoffwechsel und den Energieverbrauch des Körpers. Ein ausgewogener Stoffwechsel ist wichtig für die Aufrechterhaltung eines gesunden Gewichts und der Energieregulation.

Wachstum und Entwicklung: Die Schilddrüsenhormone sind auch wichtig für das normale Wachstum und die Entwicklung von Organen und Geweben, insbesondere während der Kindheit und Adoleszenz.

Regulation des Herz-Kreislauf-Systems: Die Schilddrüsenhormone beeinflussen das Herz-Kreislauf-System, einschließlich der Herzfrequenz und des Blutdrucks.

Temperaturregulation: Die Schilddrüsenhormone spielen eine Rolle bei der Regulation der Körpertemperatur.

Einfluss auf den Stoffwechsel von Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten: Die Schilddrüse beeinflusst den Stoffwechsel von Nährstoffen im Körper, einschließlich Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten.

Eine Fehlfunktion der Schilddrüse kann zu verschiedenen Störungen führen, darunter Hypothyreose (Unterfunktion) und Hyperthyreose (Überfunktion), die jeweils mit unterschiedlichen Symptomen und gesundheitlichen Auswirkungen verbunden sind. 

Wie viele Menschen leiden an einer Schilddrüsenunterfunktion?

Die Prävalenz (Häufigkeit) von Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann je nach Region und Bevölkerungsgruppe variieren. Schätzungen zufolge leiden weltweit Millionen von Menschen an einer Schilddrüsenunterfunktion. 

Dabei ist Hypothyreose weltweit eine der häufigsten endokrinen Erkrankungen. Frauen* sind häufiger betroffen als Männer*, und die Prävalenz steigt mit dem Alter. Die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion in den entwickelten Ländern ist die Autoimmunthyreoiditis, insbesondere die Hashimoto-Thyreoiditis. Diese Erkrankung führt zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse und kann im Laufe der Zeit zu einer Unterfunktion führen.

Schilddrüsenunterfunktion Symptome

Was sind die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion?

Die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) können variieren und sind oft unspezifisch. Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion können eine Kombination der folgenden Symptome aufweisen:

Müdigkeit und Erschöpfung, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit, Verstopfung, Trockene Haut und Haare, Bradykardie (verlangsamter Herzschlag), Muskelschmerzen und Steifheit, Geschwollenes Gesicht und geschwollene Augenlider, Konzentrationsprobleme und Gedächtnisstörungen, Menstruationsstörungen.

Wie wirkt sich die Schilddrüse auf den weiblichen Zyklus aus?

Die Schilddrüse spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulation des weiblichen Reproduktionssystems, und eine Funktionsstörung der Schilddrüse kann den weiblichen Menstruationszyklus beeinflussen.

  • Menstruationszykluslänge: Die Schilddrüse beeinflusst die Produktion von Hormonen, die für die Regulierung des Menstruationszyklus wichtig sind. Eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) kann zu längeren Menstruationszyklen führen, während eine Überfunktion (Hyperthyreose) zu kürzeren Zyklen führen kann.
  • Ovulation (Eisprung): Eine gestörte Schilddrüsenfunktion kann die Ovulation beeinträchtigen, was zu Unfruchtbarkeit führen kann.
  • Gebärmutterschleimhaut: Die Schilddrüsenhormone beeinflussen die Gebärmutterschleimhaut, die sich während des Menstruationszyklus aufbaut und dann während der Menstruation abgestoßen wird. Eine gestörte Schilddrüsenfunktion kann zu abnormalen Blutungen oder zu Schwierigkeiten bei der Empfängnis führen.
  • Hormonelles Gleichgewicht: Die Schilddrüse interagiert mit anderen Hormonen im Körper, insbesondere mit den Sexualhormonen wie Östrogen und Progesteron. Ein Ungleichgewicht dieser Hormone kann den Menstruationszyklus beeinträchtigen.
  • Geburtshilfliche Komplikationen: Eine unbehandelte Schilddrüsenerkrankung bei schwangeren Frauen* kann zu Komplikationen wie Frühgeburten, niedrigem Geburtsgewicht und Entwicklungsproblemen beim Neugeborenen führen.

Nicht alle Frauen* mit Schilddrüsenproblemen werden zwangsläufig reproduktive Probleme haben. Einige Frauen* können Schwierigkeiten beim Schwangerwerden oder während der Schwangerschaft erleben, während andere keine offensichtlichen Probleme haben. Es ist ratsam, bei Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung medizinischen Rat einzuholen, insbesondere wenn es um reproduktive Gesundheit geht. Eine angemessene Behandlung und Überwachung können dazu beitragen, potenzielle Probleme zu minimieren.

Was ist bei einem Kinderwunsch zu beachten, wenn man eine Schilddrüsenunterfunktion hat?

Eine gut eingestellte Schilddrüsenfunktion ist für eine gesunde Schwangerschaft und eine erfolgreiche Empfängnis wichtig. Wenn jemand mit einer Schilddrüsenunterfunktion einen Kinderwunsch hat, gibt es einige wichtige Aspekte zu beachten:

  • Frühe ärztliche Beratung: Es ist ratsam, bereits vor der Schwangerschaft ärztlichen Rat einzuholen. Dabei kann die Schilddrüsenfunktion überprüft, die Medikamentendosis angepasst und sichergestellt werden, dass der TSH-Spiegel im empfohlenen Bereich liegt. Eine gut eingestellte Schilddrüsenfunktion vor der Empfängnis und während der Schwangerschaft ist wichtig für die Gesundheit der Mutter und des Babys.
  • Regelmäßige Überwachung: Während der Schwangerschaft wird eine regelmäßige Überwachung der Schilddrüsenfunktion empfohlen. Die Hormonanforderungen können sich ändern, und eine Anpassung der Medikamentendosis kann erforderlich sein, um sicherzustellen, dass die Schilddrüsenfunktion im optimalen Bereich bleibt.
  • Jodzufuhr: Jod ist wichtig für die normale Funktion der Schilddrüse, und der Bedarf an Jod kann während der Schwangerschaft leicht erhöht sein. Es ist wichtig, eine ausreichende Jodzufuhr sicherzustellen. In einigen Fällen wird der/die Ärzt:in eine Jodergänzung empfehlen.
  • Folsäure-Ergänzung: Frauen* mit Kinderwunsch wird oft geraten, Folsäure zu ergänzen, um das Risiko von Neuralrohrdefekten beim Baby zu verringern. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Folsäurezufuhr ausreichend ist, unabhängig von der Schilddrüsenfunktion.
  • Thyreoglobulin-Antikörper überprüfen: Bei Frauen* mit einer Autoimmunthyreoiditis wie der Hashimoto-Thyreoiditis kann es wichtig sein, Thyreoglobulin-Antikörper zu überprüfen. Diese Autoantikörper können mitunter das Risiko von Komplikationen während der Schwangerschaft erhöhen.

Die rechtzeitige Anpassung der Schilddrüsenmedikation und eine sorgfältige Überwachung während der Kinderwunschzeit und der Schwangerschaft können dazu beitragen, Komplikationen zu minimieren und die Chancen auf eine gesunde Schwangerschaft zu verbessern.

Wenn du einige der Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion an dir feststellst und unsicher bist, ob du eine Schilddrüsenunterfunktion hast, solltest du einen Ärzttermin ausmachen, um deine Schilddrüse abchecken zu lassen.


Medically Reviewed

Dieser Text wurde auf Basis von medizinischer Fachliteratur und aktuellen Studien von Medizinredakteur:innen erstellt. Unser Anspruch ist es, wissenschaftlich zu arbeiten, Quellen kenntlich zu machen und die Inhalte regelmäßig auf ihre Aktualität zu prüfen.

Referenzen & Literatur

  1. Amrani, M. (2023). Schilddrüse. In Gynäkologische Endokrinologie und Kinderwunschtherapie: Prinzipien und Praxis (pp. 421-441). Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
  2. Bekkering GE, Agoritsas T, Lytvyn L et al. Thyroid hormones treatment for subclinical hypothyroidism: a clinical practice guideline. BMJ 2019; 365: l2006.
  3. Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin (GNPI). Neugeborenen-Screening auf angeborene Stoffwechselstörungen, Endokrinopathien, schwere kombinierte Immundefekte (SCID) und Mukoviszidose (S2k-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 024-012. 2019.
  4. Persani L, Brabant G, Dattani M et al. 2018 European Thyroid Association (ETA) Guidelines on the Diagnosis and Management of Central Hypothyroidism. European Thyroid Journal 2018; 7(5): 225-237.
  5. Schneider, H. J., Jacobi, N., Thyen, J., Schneider, H. J., Jacobi, N., & Thyen, J. (2020). Schilddrüsenunterfunktion: Hashimoto-Thyreoiditis–wenn unser Körper sich selbst behindert. Hormone–ihr Einfluss auf mein Leben: Wie kleine Moleküle Liebe, Gewicht, Stimmung und vieles mehr steuern, 125-132.