Schwangerschaft

Risikofaktoren in der Schwangerschaft und Fehlgeburt: Ein Überblick

Fehlgeburt Frau Trauer


Das Wichtigste vorab

  • Möchtest du mehr darüber erfahren, welche Risikofaktoren eine Fehlgeburt begünstigen?
  • Eine Fehlgeburt vor der 20. Schwangerschaftswoche ist in 45 % der Fälle auf eine spontane Genveränderung zurückzuführen und wäre in diesen Fällen nicht abwendbar gewesen.
  • Im Artikel erfährst du, auf welche Risikofaktoren du einen Einfluss hast und welche Risiken du vor oder in einer Schwangerschaft ärztlich abklären lassen solltest.

Eine Schwangerschaft ist eine aufregende und emotionale Zeit für werdende Eltern. Doch trotz des Fortschritts in der Medizin gibt es immer noch Risiken, die zu Komplikationen oder einer Fehlgeburt führen können. Die Kenntnis dieser Risikofaktoren kann helfen, Risiken zu minimieren. Oft führen jedoch Faktoren zu einer Fehlgeburt, die nicht beeinflussbar sind. Eine Schuldzuweisung im Falle einer Fehlgeburt ist in den seltensten Fällen gerechtfertigt.

Was ist eine Fehlgeburt?

Eine Fehlgeburt, medizinisch auch als "Abort" oder "Abortion Spontanea" bezeichnet, ist der Verlust einer Schwangerschaft vor der 20. Schwangerschaftswoche. Die meisten Fehlgeburten treten im ersten Trimester auf und sind oft auf genetische Anomalien des Embryos zurückzuführen. Man unterscheidet dabei zwischen Frühabort (bis zur 12. SSW) und Spätabort (13. bis 22. SSW). 

Folgende Faktoren stehen in Zusammenhang mit einem erhöhten Fehlgeburtenrisiko.

1. Alter der Mutter

Das Alter der Mutter ist einer der bedeutendsten Risikofaktoren für eine Fehlgeburt. Das Risiko steigt, je älter die werdende Mutter ist. Frauen* über 35 Jahren haben ein höheres Risiko, da die Qualität und Quantität der Eizellen mit dem Alter abnehmen und genetische Anomalien häufiger auftreten.

Alter der Mutter Risiko einer Fehlgeburt

Unter 35 Jahre

15 %

35-39 Jahre

20-25 %

Über 40 Jahre

40-50 %

2. Frühere Fehlgeburten

Frauen*, die bereits eine oder mehrere Fehlgeburten erlitten haben, sind anfälliger für eine erneute Fehlgeburt. Auch wenn die Ursachen für frühere Fehlgeburten sehr unterschiedlich sein können, erhöht sich das Risiko in einer Folgeschwangerschaft. In solchen Fällen ist eine engmaschige Überwachung durch regelmäßige Ultraschalluntersuchungen besonders wichtig.

3. Gesundheitszustand und Lebensstil

Bestimmte gesundheitliche Bedingungen und Lebensgewohnheiten erhöhen ebenfalls das Risiko einer Fehlgeburt:

Chronische Krankheiten: Frauen* mit unbehandelten chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Schilddrüsenerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen (z. B. Lupus) haben ein erhöhtes Risiko.
Über- und Untergewicht: Ein Body-Mass-Index (BMI) über 30 oder unter 18,5 ist mit einem höheren Risiko für Fehlgeburten verbunden.
Rauchen, Alkohol und Drogen: Rauchen und Alkoholkonsum während der Schwangerschaft können die Durchblutung des Fötus beeinträchtigen und das Risiko von Fehlgeburten erhöhen. Der Konsum illegaler Drogen birgt ebenfalls erhebliche Risiken.
Koffein: Der Konsum von mehr als 300 mg Koffein täglich (etwa drei Tassen Kaffee) kann das Fehlgeburtsrisiko erhöhen.

4. Infektionen

Bestimmte Infektionen können das Risiko einer Fehlgeburt signifikant erhöhen, da sie die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen können:

Virusinfektionen: Erkrankungen wie Röteln, Cytomegalovirus (CMV) und Parvovirus können während der Schwangerschaft gefährlich sein.
Bakterielle Infektionen: Bakterielle Infektionen, einschließlich bakterielle Vaginose und Listeriose, können zu Komplikationen führen, wenn sie unbehandelt bleiben.
Sexuell übertragbare Krankheiten: Infektionen wie Chlamydien, Gonorrhoe oder Syphilis können das Risiko einer Fehlgeburt oder Frühgeburt erhöhen.

5. Anatomische Probleme

Bestimmte anatomische Anomalien können das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen. Dazu gehören:

Uterusanomalien: Abnorme Gebärmutterformen oder Verwachsungen können das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen.
Gebärmutterhalsschwäche: Eine schwache Gebärmutterhalsöffnung (Muttermund), auch als Cervixinsuffizienz bekannt, kann das Risiko für eine Fehlgeburt im zweiten Trimester erhöhen.

6. Genetische Anomalien

Genetische Anomalien sind ein häufiges Risiko, insbesondere im ersten Trimester. Chromosomenstörungen, wie Trisomien (z. B. Trisomie 21), führen oft zu Fehlgeburten. Diese Anomalien treten in der Regel zufällig auf, können aber auch durch genetische Faktoren von Eltern weitergegeben werden. Eine spezielle Form der Fehlgeburt, die durch genetische Veränderungen verursacht wird, ist die Missed Abortion, bei der der Embryo abgestorben ist, aber nicht ausgestoßen wird.

7. Umweltfaktoren

Auch Umweltfaktoren spielen eine Rolle bei der Schwangerschaftsgesundheit:

Schadstoffe: Der Kontakt mit bestimmten Chemikalien, Pestiziden oder Strahlung kann das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen.
Luftverschmutzung und Passivrauchen: Studien zeigen, dass schwangere Frauen*, die in stark verschmutzten Gegenden leben oder regelmäßig Passivrauch ausgesetzt sind, ein erhöhtes Risiko haben.

8. Psychischer Stress

Massiver emotionaler oder psychischer Stress kann hormonelle Veränderungen im Körper hervorrufen, die das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen können. Eine dauerhafte Belastung und Stressbelastungen durch Arbeit oder Lebensumstände wirken sich vor allem negativ auf dein Immunsystem aus, was die Schwangerschaft negativ beeinträchtigen kann.

Präventionsmaßnahmen zur Minimierung des Risikos

Einige der oben genannten Risikofaktoren können durch einen gesunden Lebensstil und medizinische Betreuung beeinflusst werden:

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Eine frühzeitige und regelmäßige Betreuung durch eine medizinische Fachkraft kann dazu beitragen, gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Dazu gehören auch regelmäßige Kontrollen des Schwangerschaftshormons.
Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Folsäure, Eisen und anderen wichtigen Nährstoffen ist wichtig für eine gesunde Schwangerschaft.
Rauch- und Alkoholverzicht: Der vollständige Verzicht auf Nikotin, Alkohol und illegale Substanzen ist entscheidend.
Stressbewältigung: Techniken wie Meditation, sanfte körperliche Aktivitäten und Gespräche mit nahestehenden Personen können helfen, Stress zu reduzieren.
Behandlung chronischer Erkrankungen: Frauen* mit chronischen Erkrankungen sollten sicherstellen, dass ihre Krankheiten vor und während der Schwangerschaft unter Kontrolle sind.
Bettruhe: In einigen Fällen, besonders bei drohender Fehlgeburt oder Gebärmutterhalsschwäche, kann Bettruhe ärztlich empfohlen werden.
Hormonelle Unterstützung: Bei einer diagnostizierten Gelbkörperschwäche kann eine Hormontherapie das Risiko einer Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft reduzieren.

Symptome einer Fehlgeburt

Es ist wichtig, die Symptome einer Fehlgeburt zu kennen, um im Notfall schnell reagieren zu können. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

  • Blutungen: Starke oder anhaltende Blutungen können ein Zeichen für eine Fehlgeburt sein. Das Blut bei einer Fehlgeburt kann hell- bis dunkelrot sein und Gewebeteile enthalten.
  • Unterleibsschmerzen: Starke Krämpfe oder anhaltende Schmerzen im Unterleib können auf eine Fehlgeburt hindeuten.
  • Ausfluss: Ungewöhnlicher Ausfluss, insbesondere wenn er Gewebeteile enthält, kann ein Anzeichen für eine Fehlgeburt sein.

Es ist wichtig zu beachten, dass eine Fehlgeburt auch ohne Blutung (stille Fehlgeburt oder Missed Abortion) auftreten kann. In diesem Fall wird der Verlust der Schwangerschaft oft erst bei einer Routineuntersuchung festgestellt.

Medizinische Verfahren nach einer Fehlgeburt

Nach einer Fehlgeburt können verschiedene medizinische Verfahren notwendig sein:

Kürettage oder Ausschabung: Bei diesem Eingriff wird verbliebenes Gewebe aus der Gebärmutter entfernt, um Infektionen zu verhindern.
Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen können Medikamente verabreicht werden, um die Ausstoßung des Schwangerschaftsgewebes zu fördern.
Nachsorgeuntersuchungen: Um sicherzustellen, dass keine Komplikationen auftreten, sind regelmäßige Nachuntersuchungen wichtig.

Emotionale Bewältigung und Unterstützung

Eine Fehlgeburt kann eine traumatische Erfahrung sein, die oft mit Trauer und Verlustgefühlen einhergeht. Es ist wichtig, sich Zeit für die Trauer zu nehmen und bei Bedarf professionelle psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann hilfreich sein.

Fazit

Eine Vielzahl von Faktoren beeinflussen die Risiken in der Schwangerschaft, und Fehlgeburten können selbst unter den besten Bedingungen nicht immer verhindert werden. Das Wissen um die individuellen Risikofaktoren kann jedoch eine informierte und gesundheitsbewusste Herangehensweise an die Schwangerschaft fördern. Die Fehlgeburt-Wahrscheinlichkeit variiert je nach individuellen Faktoren, aber durch präventive Maßnahmen kann das Risiko oft reduziert werden.

Eine enge Zusammenarbeit mit dem medizinischen Team und die Umsetzung präventiver Maßnahmen erhöhen die Chancen auf eine gesunde und komplikationsfreie Schwangerschaft. Bei Anzeichen einer möglichen Fehlgeburt oder bei Sorgen sollten Schwangere immer umgehend medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Mit der richtigen Unterstützung und Vorsorge können viele Frauen* trotz früherer Fehlgeburten eine erfolgreiche Schwangerschaft erleben.


Referenzen & Literatur

  1. Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Einheitliche Handlungsempfehlungen für die Schwangerschaft aktualisiert und erweitert. DGEinfo (12/2018) 183-189
  2. Leitlinie „gestörte Frühgravidität im ersten Trimenon“ AWMF-Register-Nr.:
  3. 015/076
  4. Qu F, Wu Y, Zhu YH, Barry J, Ding T, Baio G, Muscat R, Todd BK, Wang FF, Hardiman PJ. The association between psychological stress and miscarriage: A systematic review and meta-analysis. Sci Rep. 2017 May 11;7(1):1731. doi: 10.1038/s41598-017-01792-3. PMID: 28496110; PMCID: PMC5431920.