Du fragst dich vielleicht, welche Risiken deine Schwangerschaft begleiten können? Zwei häufige Komplikationen, die besondere Aufmerksamkeit verdienen, sind Gestationsdiabetes und Präeklampsie. Diese Erkrankungen können ernsthafte Folgen für dich und dein Baby haben, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Deshalb ist es wichtig, dass du über diese Risiken Bescheid weißt und verstehst, wie sie sich auf deine Schwangerschaft auswirken können.
In diesem Artikel erfährst du mehr über Gestationsdiabetes und Präeklampsie, zwei bedeutende Risiken in der Schwangerschaft. Wir werden dir erklären, wie diese Erkrankungen entstehen, wie sie diagnostiziert werden und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Außerdem geben wir dir Tipps, wie du deine Blutzuckerwerte im Auge behalten und deinen Blutdruck kontrollieren kannst. Unser Ziel ist es, dich mit dem nötigen Wissen auszustatten, damit du gemeinsam mit deinem medizinischen Betreuungsteam die bestmögliche Versorgung für dich und dein Baby sicherstellen kannst.
Gestationsdiabetes verstehen
Gestationsdiabetes, auch als Schwangerschaftsdiabetes bekannt, ist eine Störung des Glukosestoffwechsels, die erstmals während der Schwangerschaft auftritt. Diese Erkrankung wird immer häufiger und betrifft bis zu 20 % aller Schwangerschaften. Um die Risiken für Mutter und Kind zu minimieren, ist es wichtig, dass du die Pathophysiologie, Risikofaktoren und möglichen Folgen verstehst.
Pathophysiologie
Die Entstehung des Gestationsdiabetes ähnelt in vielerlei Hinsicht der des Typ-2-Diabetes. Während der Schwangerschaft durchläuft dein Körper hormonelle Veränderungen, die zu einer physiologischen Insulinresistenz führen. Dies bedeutet, dass deine Zellen weniger empfindlich auf Insulin reagieren, was zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führen kann.
Bei Gestationsdiabetes kann dein Körper diese Insulinresistenz nicht ausreichend kompensieren. Es kommt zu einem relativen Insulinmangel, der zu einer Hyperglykämie (erhöhter Blutzuckerspiegel) in der Schwangerschaft führt. Neben den hormonellen Veränderungen spielen auch Adipokine und Zytokine aus dem Fettgewebe und der Plazenta eine Rolle bei der Entstehung des Gestationsdiabetes.
Risikofaktoren
Verschiedene Faktoren können dein Risiko für Gestationsdiabetes erhöhen:
- Übergewicht oder Adipositas
- Familiäre Vorbelastung mit Diabetes
- Alter über 35 Jahre
- Herkunft aus Süd- und Ostasien, Lateinamerika, Afrika oder dem Mittleren Osten
- Polyzystisches Ovarialsyndrom
- Vorheriger Gestationsdiabetes
- Geburtsgewicht früherer Kinder über 4.500 Gramm
- Drei oder mehr Fehlgeburten hintereinander
Besonders Übergewicht spielt eine entscheidende Rolle. Frauen* mit einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen 25 und 30 kg/m² haben ein 2- bis 6-fach erhöhtes Risiko für Gestationsdiabetes. Bei einem noch höheren BMI steigt das Risiko sogar um das bis zu 20-fache im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen*.
Folgen für Mutter und Kind
Gestationsdiabetes kann sowohl kurzfristige als auch langfristige Auswirkungen auf dich und dein Baby haben.
Akute Folgen für die Mutter:
- Erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen und vaginale Infektionen
- Erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt
- Gesteigertes Risiko für schwangerschaftsinduzierte Hypertonie und Präeklampsie
- Höhere Rate an Kaiserschnitten und vaginal-operativen Entbindungen
Langzeitfolgen für die Mutter:
- Erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes (35-60 % innerhalb von 10 Jahren)
- Höhere Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung eines metabolischen Syndroms
- Gesteigertes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen
Folgen für das Kind:
- Makrosomie (übermäßiges Wachstum des Fötus)
- Risiko für Hypoglykämie, Atemstörungen und andere Anpassungsprobleme nach der Geburt
- Langfristig erhöhtes Risiko für Übergewicht und Typ-2-Diabetes
Gestationsdiabetes ist eine ernsthafte Erkrankung, die sowohl dich als auch dein Baby betreffen kann. Durch frühzeitige Erkennung und angemessene Behandlung können viele dieser Risiken jedoch minimiert werden. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und ein gesunder Lebensstil sind entscheidend, um die bestmöglichen Ergebnisse für dich und dein Baby zu erzielen.
Diagnostik und Therapie des Schwangerschaftsdiabetes
Die Diagnose und Behandlung des Schwangerschaftsdiabetes sind entscheidend für die Gesundheit von Mutter und Kind. Um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren, werden verschiedene Screening-Tests durchgeführt und bei Bedarf Therapiemaßnahmen eingeleitet.
Screening-Tests
Das Screening auf Schwangerschaftsdiabetes ist ein wichtiger Bestandteil der Schwangerschaftsvorsorge. Es wird empfohlen, bei allen Schwangeren zwischen der 26. und 28. Schwangerschaftswoche einen oralen Glukosetoleranztest (oGTT) durchzuführen. Dieser Test umfasst eine Nüchtern-Blutzuckerbestimmung, gefolgt von der Einnahme von 75g Glukose und weiteren Blutzuckerbestimmungen nach einer und zwei Stunden.
Die Grenzwerte für die Diagnose eines Gestationsdiabetes sind:
- Nüchternblutzucker ≥ 5,1 mmol/L
- Blutzucker nach einer Stunde ≥ 10 mmol/L
- Blutzucker nach zwei Stunden ≥ 8,5 mmol/L
Ein einziger pathologischer Wert genügt, um die Diagnose Gestationsdiabetes zu stellen. Es ist wichtig, dass du seit Mitternacht nüchtern bist und die Blutentnahme aus venösem Plasma erfolgt.
Bei Frauen* mit erhöhtem Diabetes-Risiko, wie z.B. Übergewicht oder höheres Alter, wird bereits im ersten Schwangerschaftsdrittel ein Test durchgeführt.
Ernährungsumstellung
Wenn bei dir ein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt wurde, ist eine Ernährungsumstellung oft der erste Behandlungsschritt. In etwa 70 bis 80 % der Fälle reicht diese Maßnahme aus, um gute Blutzuckerwerte zu erreichen.
Hier einige wichtige Empfehlungen für deine Ernährung:
- Verteile deine Mahlzeiten auf drei Haupt- und Zwischenmahlzeiten.
- Bevorzuge ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse und Salat.
- Beschränke den Obstverzehr auf zwei Portionen à 150 Gramm pro Tag.
- Vermeide zuckerhaltige Getränke und Lebensmittel mit reinem Zucker.
Es ist wichtig, dass du dich nicht auf eine Diät beschränkst, sondern eine ausgewogene und vollwertige Kost zu dir nimmst, die alle wichtigen Nährstoffe für dich und dein Kind enthält.
Medikamentöse Optionen
Wenn die Ernährungsumstellung allein nicht ausreicht, um deine Blutzuckerwerte zu normalisieren, können medikamentöse Optionen in Betracht gezogen werden. Etwa eine von vier Frauen* mit Schwangerschaftsdiabetes benötigt eine Insulintherapie.
Insulin ist ein körpereigenes Hormon, das den Blutzuckerspiegel senkt und die Plazentaschranke nicht überschreitet, was es zu einer sicheren Option für dein ungeborenes Kind macht. Die Insulindosis wird laufend an deinen wechselnden Bedarf bis zur Geburt angepasst.
Seit Kurzem sind auch blutzuckersenkende Tabletten während der Schwangerschaft offiziell zugelassen. Die Wahl der Behandlungsmethode sollte in enger Absprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt erfolgen.
Unabhängig von der gewählten Behandlungsmethode ist es wichtig, dass du regelmäßig deinen Blutzucker selbst kontrollierst. Dafür lernst du, wie du mit einer kleinen Stechhilfe Blut aus der Fingerspitze gewinnen und mit einem Blutzucker-Messgerät messen kannst.
Denk daran, dass die Behandlung des Schwangerschaftsdiabetes bis zur Geburt deines Kindes fortgesetzt wird. In den meisten Fällen normalisiert sich der Blutzucker nach der Geburt wieder. Es ist jedoch wichtig, dass du deinen Blutzucker auch nach der Schwangerschaft im Auge behältst, da du ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes hast.
Präeklampsie - Eine schwerwiegende Schwangerschaftskomplikation
Präeklampsie ist per Definition eine ernsthafte Erkrankung, die während der Schwangerschaft oder im Wochenbett auftreten kann und sowohl für dich als auch für dein Kind gefährlich werden kann. Sie gehört zu den hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen, da ihr Hauptmerkmal ein erhöhter Blutdruck ist. Eine Präeklampsie wird diagnostiziert, wenn bei dir nach der 20. Schwangerschaftswoche erstmals ein Bluthochdruck (ab einem Wert von 140/90 mmHg) zusammen mit einer vermehrten Eiweißausscheidung im Urin oder anderen Anzeichen von Organschäden festgestellt werden.
Symptome
Bei einer Präeklampsie können verschiedene Symptome auftreten, je nachdem, welche Organe betroffen sind. Einige der häufigsten Anzeichen sind:
- Starke Kopfschmerzen
- Sehstörungen wie Augenflimmern
- Oberbauchschmerzen, besonders im rechten Bereich
- Übelkeit und Erbrechen
- Plötzliche starke Gewichtszunahme (mehr als ein Kilogramm pro Schwangerschaftswoche)
- Vermehrte Wassereinlagerungen (Ödeme) mit spannender Haut, besonders an Händen, Fingern und Gesicht
Manche Frauen* mit Präeklampsiezeigen keine so offensichtlichen Symptome. Daher sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft besonders wichtig, bei denen dein Blutdruck, Gewicht und Urin kontrolliert werden.
In schweren Fällen kann sich eine Präeklampsie zu lebensbedrohlichen Komplikationen entwickeln:
- Eklampsie: Hierbei treten Krampfanfälle auf, die für dich und dein Kind gefährlich werden können. Dies kommt bei etwa 1 % der Präeklampsie-Fälle vor.
- HELLP-Syndrom: Diese schwerste Form der Präeklampsie betrifft etwa 10-20 % der Frauen* mit schwerer Präeklampsie. Es kann zu Leberschäden, Blutgerinnungsstörungen und anderen schwerwiegenden Komplikationen führen.
Risikofaktoren
Bestimmte Faktoren können dein Risiko für eine Präeklampsie erhöhen. Zu den wichtigsten gehören:
Es ist wichtig zu wissen, dass Präeklampsie bei etwa 5 % aller Schwangerschaften auftritt. Die meisten Fälle zeigen sich nach der 34. Schwangerschaftswoche, aber in seltenen Fällen kann die Erkrankung auch früher auftreten.
Wenn du zu einer Risikogruppe gehörst, wird dein:e Ärzt:in dich besonders sorgfältig überwachen. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind entscheidend, um eine Präeklampsie frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Bei Anzeichen oder Symptomen solltest du umgehend ärztliches Fachpersonal kontaktieren, da eine rechtzeitige Behandlung entscheidend ist, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.
Management und Prävention von Präeklampsie
Überwachungsstrategien
Bei einer Präeklampsie ist eine engmaschige Überwachung von dir und deinem Baby unerlässlich. Wenn du eine leichte Form der Präeklampsie hast, kann die Behandlung und Überwachung möglicherweise ambulant erfolgen. In diesem Fall solltest du mindestens einmal pro Woche deine Arztpraxis aufsuchen. Bei diesen Besuchen werden regelmäßig dein Blutdruck gemessen, Bluttests durchgeführt und das Wohlbefinden deines Babys durch Überwachung des fötalen Herzfrequenzmusters (Non-Stress-Test) kontrolliert.
In den meisten Fällen wirst du jedoch vorsorglich in ein Krankenhaus eingewiesen. Dort können du und dein Baby engmaschig überwacht werden, um sicherzustellen, dass kein Risiko für schwere Komplikationen besteht. Bei einer schweren Präeklampsie oder Eklampsie wirst du möglicherweise auf eine Intensivstation gebracht.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung einer Präeklampsie zielt hauptsächlich auf die Kontrolle der Symptome ab, da die genauen Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind. Bei einer leichten Form kann oft schon körperliche Ruhe und Schonung ausreichen. In manchen Fällen kann auch Bettruhe empfohlen werden.
Wenn dein Blutdruck auf mehr als 150/100 mmHg ansteigt, ist eine Behandlung im Krankenhaus notwendig. Hier können blutdrucksenkende Medikamente wie Hydralazin oder Labetalol verabreicht werden. Zusätzlich wird oft Magnesiumsulfat intravenös gegeben, um Krampfanfälle (Eklampsie) zu verhindern oder zu beenden.
In schweren Fällen oder wenn die Schwangerschaft bereits mindestens 37 Wochen gedauert hat, wird in der Regel die Entbindung empfohlen. Dies gilt besonders bei Komplikationen wie dem HELLP-Syndrom oder zunehmenden Organschäden bei der Mutter. Die Entbindung ist letztendlich die einzige Möglichkeit, die Präeklampsie kausal zu behandeln.
Vorsorgemaßnahmen
Die beste Vorsorge gegen Präeklampsie ist die regelmäßige Teilnahme an den Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen. Dabei werden dein Blutdruck und dein Urin regelmäßig kontrolliert, um eine Präeklampsie frühzeitig zu erkennen.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche ein freiwilliges Präeklampsie-Screening durchführen zu lassen. Dabei werden verschiedene Faktoren wie deine medizinische Vorgeschichte, dein Blutdruck, bestimmte Bluteiweiße und der Blutfluss der Gebärmutterarterien untersucht.
Bei einem erhöhten Risiko für Präeklampsie kann dein:e Ärz:int die tägliche Einnahme von niedrig dosiertem ASS (Aspirin) empfehlen. Eine internationale Studie hat gezeigt, dass diese Maßnahme das Risiko einer Präeklampsie um über 60 % reduzieren kann. Die ASS-Einnahme sollte in der Frühschwangerschaft beginnen, spätestens in der 16. Schwangerschaftswoche, und bis zum errechneten Geburtstermin fortgesetzt werden.
Nach der Schwangerschaft ist es wichtig, dass du deinen Blutdruck weiterhin regelmäßig kontrollieren lässt. Frauen*, die während der Schwangerschaft einen Bluthochdruck hatten, haben ein erhöhtes Risiko, später im Leben an Bluthochdruck zu erkranken. Eine gute Einstellung des Blutdrucks ist daher auch nach der Schwangerschaft von großer Bedeutung für deine langfristige Gesundheit.
Fazit
Schwangerschaftsdiabetes und Präeklampsie stellen ernsthafte Risiken für dich und dein Baby dar. Du hast nun einen Einblick in die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten dieser Komplikationen erhalten. Es ist wichtig, dass du die Warnzeichen kennst und regelmäßig an den Vorsorgeuntersuchungen teilnimmst, um eine frühzeitige Erkennung und Behandlung zu ermöglichen.
Denk daran, dass eine gesunde Lebensweise und eine enge Zusammenarbeit mit deinem Arzt entscheidend sind, um diese Risiken zu minimieren. Durch gute Vorbereitung und Aufmerksamkeit kannst du dazu beitragen, eine sichere und gesunde Schwangerschaft zu erleben. Scheue dich nicht, bei Fragen oder Bedenken dein medizinisches Team um Rat zu fragen - sie sind da, um dich zu unterstützen.
Medically Reviewed
Dieser Text wurde auf Basis von medizinischer Fachliteratur und aktuellen Studien von Medizinredakteur:innen erstellt. Unser Anspruch ist es, wissenschaftlich zu arbeiten, Quellen kenntlich zu machen und die Inhalte regelmäßig auf ihre Aktualität zu prüfen.
Referenzen & Literatur
- Craig, L. et al.: Women’s experiences of a diagnosis of gestational diabetes mellitus: a systematic review. In: BMC Pregnancy and Childbirth, 2020; 20: 76
- Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: S3-Leitlinie Gestationsdiabetes mellitus (GDM) - Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Langfassung. 2. Auflage. 2018
- Rancourt, R. C. et al.: Visceral Adipose Tissue Inflammatory Factors (TNF-Alpha, SOCS3) in Gestational Diabetes (GDM): Epigenetics as a Clue in GDM Pathophysiology. In: Int J Mol Sci, 2020; 21(2): 479
- Schmidt, C. B. et al.: Diabetes distress is associated with adverse pregnancy outcomes in women with gestational diabetes: a prospective cohort study. In: BMC Pregnancy and Childbirth, 2019; 19: 223