Schwangerschaft

Schilddrüsenwert und Schwangerschaft: Wichtige Informationen für werdende Mütter

Schilddrüsenwert und Schwangerschaft: Wichtige Informationen für werdende Mütter


Das Wichtigste vorab

  • Eine gesunde Schilddrüse ist für eine komplikationsfreie Schwangerschaft wichtig – erfahre, warum und wie du deine Werte im Griff behältst.
  • Wusstest du, dass dein Jod- und Hormonbedarf während der Schwangerschaft stark ansteigt?
  • Dieser Artikel zeigt dir, wie du deine Schilddrüsenwerte optimal kontrollierst, welche Risiken es gibt und wie du dein Baby durch gezielte Maßnahmen bestmöglich unterstützt.

Planst du eine Schwangerschaft oder bist du bereits schwanger? Dann spielen deine Schilddrüsenwerte eine entscheidende Rolle für deine und die Gesundheit deines Babys. Die Schilddrüsenwerte während der Schwangerschaft müssen besonders sorgfältig überwacht werden, da sie direkten Einfluss auf die Entwicklung des ungeborenen Kindes haben. Eine gut funktionierende Schilddrüse ist dabei besonders wichtig für einen komplikationsfreien Schwangerschaftsverlauf.

In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über die optimalen TSH-Werte in der Schwangerschaft und wie sich Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis, Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion auf deine Schwangerschaft auswirken können. Du bekommst einen Überblick über empfohlene Kontrolluntersuchungen, notwendige Behandlungsmöglichkeiten und wichtige Empfehlungen für einen gesunden Schwangerschaftsverlauf.

Die Bedeutung der Schilddrüse in der Schwangerschaft

Die Schilddrüse spielt eine zentrale Rolle für deine Gesundheit und die deines ungeborenen Kindes. Als wichtige Hormondrüse beeinflusst sie nahezu alle körperlichen, geistigen und seelischen Funktionen.

Funktion der Schilddrüse

Deine Schilddrüse wirkt wie ein Energielieferant für viele Gewebe im Körper. In der Schwangerschaft benötigen du und dein Baby besonders viel Energie, weshalb der Bedarf an Schilddrüsenhormonen um bis zu 50 % steigt. Die Schilddrüsenhormone stehen in engem Zusammenhang mit Sexualhormonen wie Östrogen und beeinflussen sich gegenseitig.

Veränderungen der Schilddrüsenwerte während der Schwangerschaft

In den ersten Schwangerschaftswochen ist dein Baby vollständig auf deine Schilddrüsenhormone angewiesen. Erst ab der 18. bis 20. Schwangerschaftswoche kann dein Kind selbst Hormone produzieren. Um die erhöhte Hormonproduktion zu gewährleisten, steigt dein täglicher Jodbedarf auf 230 Mikrogramm.

Wichtige Veränderungen während der Schwangerschaft:

  • Deine Schilddrüse vergrößert sich um bis zu 40 %
  • Der Hormonstoffwechsel steigert sich um etwa 50 %
  • Das Schwangerschaftshormon hCG stimuliert zusätzlich die Hormonproduktion 

Auswirkungen auf Mutter und Kind

Eine gut funktionierende Schilddrüse ist entscheidend für eine normale körperliche und geistige Entwicklung deines Babys. Bei etwa einem Drittel der deutschen Bevölkerung können krankhafte Veränderungen der Schilddrüse festgestellt werden. Unbehandelte Schilddrüsenerkrankungen erhöhen das Risiko für Fehl- und Frühgeburten.

Bei bis zu 10 % der Schwangeren lassen sich Schilddrüsen-Autoantikörper nachweisen, und bei 1 - 2 % liegt eine Schilddrüsenunterfunktion vor. Diese kann manchmal so gering sein, dass du keine Symptome bemerkst, aber in der Schwangerschaft ist die Drüse dann überfordert.

Optimale TSH-Werte für Schwangere

Für eine gesunde Schwangerschaft ist es wichtig, dass deine TSH-Werte im optimalen Bereich liegen. Lass uns gemeinsam schauen, welche Werte für dich relevant sind.

Empfohlene TSH-Referenzbereiche

Die TSH-Referenzwerte unterscheiden sich je nach Schwangerschaftsdrittel. Hier sind die empfohlenen Bereiche:

Schwangerschaftsdrittel

TSH-Referenzbereich

1. Trimester

0,1 - 2,5 mU/l 

2. Trimester

0,2 - 3,0 mU/l 

3. Trimester

0,3 - 3,0 mU/l 

Wenn du eine künstliche Befruchtung planst oder positive TPO-Antikörper hast, gilt bereits ein TSH-Wert über 2,5 mU/l als erhöht. Der optimale TSH-Wert liegt idealerweise um 1,0 mU/l.

Risiken bei abweichenden Werten

Eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion kann folgende Risiken mit sich bringen:

  • Verdopplung des Fehlgeburtsrisikos
  • Erhöhte Frühgeborenen-Rate
  • Vorzeitige Lösung des Mutterkuchens
  • Entwicklung von Bluthochdruck während der Schwangerschaft

Etwa 5 % aller Schwangeren weisen eine latente oder manifeste Hypothyreose auf. Bei Schwangeren ohne nachweisbare TPO-Antikörper und einem TSH-Wert unter 10 mU/l besteht allerdings kein erhöhtes Komplikationsrisiko für das Kind.

Häufigkeit der TSH-Kontrollen

Deine Schilddrüsenwerte sollten regelmäßig überprüft werden:

  • Alle 4-8 Wochen während der Schwangerschaft
  • 4 Wochen nach jeder Dosisanpassung 
  • 4-6 Wochen nach der Entbindung 

Bei einer bestehenden Schilddrüsenerkrankung muss die Medikamentendosis meist angepasst werden. Im ersten Trimester steigt der Bedarf um etwa 30 %, im zweiten sogar um 40-50 % im Vergleich zur Dosis vor der Schwangerschaft. Besprich die korrekte Dosis immer mit deinem Arzt oder deiner Ärztin.

Schilddrüsenerkrankungen in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft können verschiedene Schilddrüsenerkrankungen auftreten oder sich bestehende Erkrankungen verändern. Lass uns die wichtigsten Erkrankungen und ihre Auswirkungen genauer betrachten.

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Eine Hypothyreose betrifft etwa 0,4 % aller Schwangeren. Ohne Behandlung kann sie zu erheblichen Komplikationen führen. Die häufigsten Auswirkungen sind:

  • Erhöhtes Risiko für Fehlgeburten
  • Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung des Kindes
  • Frühgeburtlichkeit
  • Geringeres Geburtsgewicht

Die gute Nachricht: Bei gut eingestellter Schilddrüsenfunktion konnten keine negativen Auswirkungen auf dein ungeborenes Kind nachgewiesen werden.

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Eine Hyperthyreose in der Schwangerschaft kann verschiedene Ursachen haben. Die häufigste Form ist die Basedow'sche Erkrankung. Eine unbehandelte Überfunktion kann folgende Risiken bergen:

  • Verlangsamtes Wachstum deines Babys
  • Entwicklung einer Präeklampsie
  • Erhöhtes Risiko für Früh- und Fehlgeburten

Eine milde schwangerschaftsbedingte Überfunktion normalisiert sich meist von selbst im Verlauf der Schwangerschaft.

Hashimoto-Thyreoiditis

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft. Interessanterweise verbessern sich die Symptome während der Schwangerschaft oft, da das Immunsystem durch die Schwangerschaftshormone gedämpft wird.

Wichtig für dich zu wissen:

  • Dein Bedarf an Schilddrüsenhormonen steigt während der Schwangerschaft
  • Regelmäßige Kontrollen alle vier Wochen sind empfehlenswert
  • Nach der Geburt können vermehrt Hashimoto-Schübe auftreten

Etwa 4-7 % der Frauen* entwickeln in den ersten sechs Monaten nach der Geburt eine sogenannte Postpartum-Thyreoiditis. Diese Funktionsstörung ist meist vorübergehend, kann aber eine Behandlung erforderlich machen.

Behandlungsmöglichkeiten und Empfehlungen

Die richtige Behandlung deiner Schilddrüse während der Schwangerschaft ist entscheidend für deine und die Gesundheit deines Babys. Hier erfährst du, welche Therapiemöglichkeiten es gibt und worauf du besonders achten solltest.

Medikamentöse Therapie

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion erhältst du L-Thyroxin als Behandlung. Deine Dosierung wird während der Schwangerschaft regelmäßig angepasst, da der Bedarf um 20-50 % steigt. Wichtig für dich zu wissen: Diese Medikamente sind für dein Baby unbedenklich.

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion können bestimmte Schilddrüsenblocker wie Thiamazol oder Carbimazol zum Einsatz kommen. Die Dosierung wird dabei so niedrig wie möglich gehalten.

Jod- und Selensupplementierung

Dein täglicher Jodbedarf während der Schwangerschaft beträgt 230 Mikrogramm. Hier sind die wichtigsten Empfehlungen für dich:

  • Verwende jodiertes Speisesalz in der Küche
  • Iss zweimal pro Woche Seefisch (besonders jodhaltig: Seelachs, Kabeljau, Scholle)
  • Achte auf regelmäßigen Konsum von Milchprodukten

Selen ist ebenfalls wichtig für deine Schilddrüsenfunktion. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei 60-70 Mikrogramm. Bei einer ausgewogenen Ernährung ist ein Selenmangel in Deutschland eher selten.

Lebensstilanpassungen

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist die Basis für optimale Schilddrüsenwerte. Beachte dabei:

Nährstoff

Wichtige Quellen

Jod

Seefisch, Milchprodukte

Selen

Tierische Produkte

Sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt über zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel, besonders wenn du dich vegan ernährst.

Nachsorge nach der Geburt

Nach der Entbindung solltest du deine Medikamentendosis anpassen lassen. Die Schilddrüsenhormondosis wird entsprechend reduziert. Wichtige Kontrolltermine für dich:

  • 4-8 Wochen nach der Diagnosestellung
  • Bei Symptomen einer Schilddrüsenüber- oder unterfunktion
  • Regelmäßige Kontrollen im ersten Jahr nach der Geburt

Etwa 4 % der Frauen* entwickeln nach der Geburt eine Postpartum-Thyreoiditis. Diese Funktionsstörung ist meist vorübergehend, sollte aber überwacht werden. Bei Symptomen wie Müdigkeit oder Stimmungsschwankungen sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, da etwa 15 % der jungen Mütter unter dem "Wochenbett-Blues" leiden.

Fazit

Deine Schilddrüse spielt eine zentrale Rolle für deine Schwangerschaft und die gesunde Entwicklung deines Babys. Die regelmäßige Kontrolle deiner TSH-Werte und eine angemessene Behandlung möglicher Schilddrüsenerkrankungen können Komplikationen vorbeugen. Mit der richtigen medizinischen Betreuung und ausgewogenen Ernährung schaffst du optimale Voraussetzungen für einen gesunden Schwangerschaftsverlauf.

Die gute Nachricht ist: Schilddrüsenerkrankungen lassen sich heute gut behandeln, wenn sie frühzeitig erkannt werden. Deine Ärztin oder dein Arzt kann dir mit regelmäßigen Kontrollen und individuell angepasster Therapie zur Seite stehen. Achte besonders auf eine ausreichende Jod- und Selenversorgung durch deine Ernährung und sprich bei Unsicherheiten oder Symptomen direkt mit deinem Behandlungsteam. Mit diesem Wissen und der richtigen Vorsorge kannst du dich entspannt auf dein Baby freuen.



Referenzen & Literatur

  1. Bundesverband Deutscher Internisten e. V. (BDI): Internisten im Netz: Schwanger mit Schilddrüsenunterfunktion, 18.08.2017. URL: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/schilddruesenunterfunktion/schwanger-mit-schilddruesenunterfunktion.html
  2. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Jod, Folat/Folsäure und Schwangerschaft, 17.12.2021. URL: https://www.bfr.bund.de/cm/350/jod-folat-folsaeure-und-schwangerschaft.pdf
  3. Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE): Schwangerschaft kann die Schilddrüse überfordern - Hormonexperten raten zum gezielten Funktionscheck, 09.03.2017. URL: https://www.endokrinologie.net/pressemitteilung/schwangerschaft-kann-die-schilddruese-ueberfordern.php
  4. Deutsche Medizinische Wochenschrift 2009; 134 (3): S. 83-86
  5. Gärtner, R.: Schilddrüsenerkrankungen in der Schwangerschaft.
  6. Kainer, F.; Nolden, A.: Das große Buch zur Schwangerschaft - Umfassender Rat für jede Woche, München, 06.08.2018.
  7. Schilddrüsenzentrum Köln: Schilddrüse und Schwangerschaft, o. D. URL: https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/schilddruese-und-schwangerschaft/
  8. Bundesinstitut für Risikobewertung: Jod, Folat/Folsäure und Schwangerschaft, 19.06.2014. URL: https://www.bfr.bund.de/cm/350/jod-folat-folsaeure-und-schwangerschaft.pdf  
  9. Schilddrüsenzentrum Köln: Schilddrüse und Schwangerschaft. URL: https://www.schilddruesenzentrum-koeln.de/wissenswertes/weitere-themen/schilddruese-und-schwangerschaft