Schwangerschaft

Wie sicher sind Medikamente in der Schwangerschaft?

MEDICALLY REVIEWED
Wie sicher sind Medikamente in der Schwangerschaft?


Das Wichtigste vorab

  • Erfahre in diesem Artikel, wie du mit Medikamenten in der Schwangerschaft umgehst und welche Behandlungsmöglichkeiten bei typischen Beschwerden wie Übelkeit, Migräne oder Erkältungen empfehlenswert sind.
  • Für werdende Mütter mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck werden hilfreiche Informationen zur Medikation und Vorsorge geboten.
  • Lerne, wie du in ärztlicher Absprache die beste Entscheidung für deine Gesundheit und die deines Babys triffst, um eine sichere Schwangerschaft zu gewährleisten.

Disclaimer: Dieser Beitrag ersetzt keine ärztliche Beratung. Die Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft erfordert stets eine ärztliche Abklärung. Bitte konsultiere bei Fragen oder Unsicherheiten immer deinen Arzt oder deine Ärztin.

Du fragst dich vielleicht, wie sicher Medikamente in der Schwangerschaft sind? Diese Frage beschäftigt viele werdende Mütter, besonders wenn sie unter gesundheitlichen Beschwerden leiden oder chronisch krank sind. Die Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft hat einen Einfluss auf dich und dein ungeborenes Kind, daher ist es wichtig, gut informiert zu sein.

In diesem Artikel erfährst du mehr über die Grundprinzipien der Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft. Wir gehen auf häufige Beschwerden ein und zeigen dir sichere Behandlungsmöglichkeiten auf. Auch für Frauen* mit chronischen Erkrankungen gibt es Informationen zur Medikation. Du lernst, welche Risiken bestehen und wie du verantwortungsvoll mit Schmerzmitteln, Antibiotika und anderen Arzneimitteln umgehst, um deine und die Gesundheit deines Babys zu schützen.

Grundprinzipien der Medikamenteneinnahme

Wenn du schwanger bist, ist es wichtig, dass du vorsichtig mit Medikamenten umgehst. Grundsätzlich gilt: Nimm so wenig wie möglich und nur so viel wie unbedingt nötig. Sprich die Einnahme immer ärztlich ab. Du solltest während der Schwangerschaft am besten ganz auf Medikamente verzichten. Der Grund dafür ist, dass Wirkstoffe über dein Blut zum Ungeborenen gelangen können.

Vermeidung in der Frühschwangerschaft

Besonders im ersten Schwangerschaftsdrittel ist es ratsam, so wenige Medikamente wie möglich einzunehmen. In dieser Zeit ist das Risiko für mögliche Schädigungen am höchsten, da sich wichtige Organe deines Babys entwickeln. Wenn du chronisch krank bist und regelmäßig Medikamente nimmst, kläre das so früh wie möglich ärztlich ab.

Dosierung und Dauer

Wenn du Medikamente einnehmen musst, ist die richtige Dosierung entscheidend. Studien zeigen, dass bei Schwangeren oft eine erhöhte Clearance für bestimmte Medikamente vorliegt. Das bedeutet, dass dein Körper die Wirkstoffe schneller abbaut. In manchen Fällen kann eine Dosiserhöhung ab dem Ende des zweiten oder Anfang des dritten Trimesters nötig sein. Nach der Geburt solltest du die Dosis wieder reduzieren.

Bevorzuge Präparate mit nur einem einzigen wirksamen Bestandteil, um mögliche Risiken für dein Kind zu minimieren. Nimm Arzneimittel grundsätzlich nur so lange ein, wie es nötig ist.

Ärztliche Rücksprache

Es ist äußerst wichtig, jede Medikamenteneinnahme ärztlich abzusprechen. Dein Frauenarzt oder deine Frauenärztin weiß am besten, welche Medikamente in der Schwangerschaft angewendet werden dürfen. Setze niemals eigenmächtig verordnete Arzneimittel ab.

Um den Überblick zu behalten, kannst du einen speziellen Arzneimittelpass für Schwangere und Stillende verwenden. Trage dort alle Medikamente ein, die du während und nach der Schwangerschaft einnimmst, und zeige ihn beim Arzt- oder Apothekenbesuch vor.

Denk daran: Eine sorgfältige Abwägung zwischen der Notwendigkeit der Behandlung und möglichen Risiken für dein ungeborenes Kind ist entscheidend. Dein Arzt oder deine Ärztin wird dir dabei helfen, die beste Entscheidung für dich und dein Baby zu treffen.

Häufige Beschwerden und sichere Behandlungsmöglichkeiten

Erkältung und Grippe

Eine Erkältung oder Grippe während der Schwangerschaft kann besonders belastend sein. Bei einer Grippe treten die Symptome meist schlagartig auf, mit hohem Fieber, starkem Krankheitsgefühl sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Du solltest eine Grippe nicht auf die leichte Schulter nehmen, da das Risiko für Komplikationen wie eine Lungenentzündung steigen kann.

Um dich zu schützen, ist eine ausgewogene Ernährung, Bewegung an der frischen Luft und der Verzicht auf Zigaretten und Alkohol wichtig. Die Ständige Impfkommission empfiehlt gesunden Schwangeren, sich ab dem vierten Schwangerschaftsmonat gegen Grippe impfen zu lassen.

Bei Erkältungssymptomen können Nasensprays auf isotonischer Kochsalz-Basis helfen, die Nase zu befeuchten und zu reinigen. Bei anhaltendem Reizhusten solltest du mit deinem Arzt oder deiner Ärztin sprechen, bevor du Medikamente einnimmst.

Übelkeit und Erbrechen

Übelkeit und Erbrechen sind häufige Beschwerden in der Schwangerschaft, besonders zwischen der 5. und 14. Woche. Obwohl unangenehm, kann dies sogar ein gutes Zeichen sein: Studien zeigen, dass betroffene Frauen* ein 50 bis 75 % niedrigeres Risiko für Fehlgeburten haben.

Um die Symptome zu lindern, kannst du folgende Tipps ausprobieren:

  1. Verteile mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag.
  2. Meide fette, sehr zuckerhaltige und stark gewürzte Speisen.
  3. Trinke zuckerfreie Getränke ohne Kohlensäure.
  4. Probiere Ingwer in verschiedenen Formen aus.
  5. Teste Akupressur unterhalb des Handgelenks.

In seltenen Fällen (etwa 2 % der Schwangeren) kann eine schwere Form der Schwangerschaftsübelkeit (Hyperemesis gravidarum) auftreten, die eine stationäre Behandlung erfordert.

Kopfschmerzen und Migräne

Migräne ist eine häufige Form von Kopfschmerzen, die mehr Frauen* als Männer* betrifft. Sie präsentiert sich mit starken, oft einseitigen pulsierend-pochenden Kopfschmerzen, begleitet von Übelkeit, Erbrechen und Lichtempfindlichkeit.

Zur Behandlung von Migräne in der Schwangerschaft:

  1. Versuche zunächst nicht-medikamentöse Methoden wie Reizabschirmung, Ruhe und Entspannung.
  2. Bei leichten Schmerzen kann Paracetamol eingesetzt werden.
  3. Bei stärkeren Schmerzen und nach ärztlicher Rücksprache können NSAIDs wie Ibuprofen (bis zur 28. SSW) oder Sumatriptan verwendet werden.

Insgesamt bessern sich Migränekopfschmerzen oft im 2. und 3. Trimenon oder lassen sogar ganz nach.

Chronische Erkrankungen und Medikation

Diabetes

Wenn du an Diabetes leidest und schwanger bist oder eine Schwangerschaft planst, ist eine sorgfältige Kontrolle deines Blutzuckerspiegels von hoher Bedeutung. Etwa 4 % der schwangeren Frauen* entwickeln während der Schwangerschaft einen Schwangerschaftsdiabetes. Ein schlecht eingestellter Diabetes kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen, sowohl für dich als auch für dein Baby.

In der Frühschwangerschaft erhöht ein schlecht eingestellter Diabetes das Risiko für schwere Geburtsfehler und Fehlgeburten. Später in der Schwangerschaft können Komplikationen wie Makrosomie (ein Baby mit einem Geburtsgewicht von mehr als 4 Kilogramm) und Präeklampsie auftreten.

Um diese Risiken zu minimieren, solltest du:

  1. Deinen Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrollieren
  2. Eine angemessene Ernährung einhalten
  3. Regelmäßig Sport treiben
  4. Bei Bedarf Insulin oder andere Medikamente einnehmen

Bluthochdruck

Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist keine Seltenheit. Etwa jede 10. Schwangere ist davon betroffen. Es gibt verschiedene Formen von Bluthochdruck in der Schwangerschaft, darunter chronische Hypertonie, Präeklampsie und Schwangerschaftshochdruck.

Ein Blutdruckwert von 140/90 mmHg gilt als Grenzwert für eine Hypertonie in der Schwangerschaft. Die Behandlung von Bluthochdruck während der Schwangerschaft erfordert besondere Vorsicht, da einige Medikamente den Fötus schädigen können.

    Epilepsie

    Wenn du an Epilepsie leidest und schwanger bist oder eine Schwangerschaft planst, ist es wichtig, dass du deine Medikamente weiterhin wie verordnet einnimmst. Etwa eine von 200 Schwangeren hat Epilepsie. Die meisten Frauen* mit Epilepsie erleben eine normale Schwangerschaft und Geburt.

    Allerdings können einige Antiepileptika ein teratogenes (Missbildungen förderndes) Potenzial haben. Besonders Valproinsäure sollte während der Schwangerschaft vermieden werden. Als Mittel der Wahl gelten Lamotrigin und Levetiracetam.

    Wichtige Punkte für Schwangere mit Epilepsie:

    1. Lass dich vor der Schwangerschaft umfassend beraten
    2. Nimm ausreichend Folsäure ein
    3. Plane die Geburt in einem spezialisierten Krankenhaus

    Unabhängig von deiner chronischen Erkrankung ist es wichtig, dass du eng mit deinem Arzt oder deiner Ärztin zusammenarbeitest, um die bestmögliche Behandlung für dich und dein Baby zu gewährleisten.

    Fazit

    Die Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft erfordert besondere Vorsicht und Aufmerksamkeit. Du solltest stets eng mit deinem Arzt oder deiner Ärztin zusammenarbeiten, um die bestmögliche Behandlung für dich und dein Baby zu gewährleisten. Dein Wohlbefinden und das deines ungeborenen Kindes stehen dabei im Mittelpunkt. Es ist wichtig, dass du dich gut informierst und verantwortungsvoll mit Arzneimitteln umgehst.

    Letztendlich geht es darum, eine ausgewogene Entscheidung zu treffen. Du musst die Notwendigkeit einer Behandlung gegen mögliche Risiken abwägen. Mit der richtigen Betreuung und Beratung kannst du sicher durch deine Schwangerschaft navigieren. Denk daran: Jede Schwangerschaft ist einzigartig, und was für die eine Frau* richtig ist, muss nicht unbedingt für die andere gelten.


    Medically Reviewed

    Dieser Text wurde auf Basis von medizinischer Fachliteratur und aktuellen Studien von Medizinredakteur:innen erstellt. Unser Anspruch ist es, wissenschaftlich zu arbeiten, Quellen kenntlich zu machen und die Inhalte regelmäßig auf ihre Aktualität zu prüfen.

    Referenzen & Literatur

    1. DocCheck Flexikon. Schwangerschaftsrhinitis. URL: flexikon.doccheck.com/de/Schwangerschaftsrhinitis (angerufen am 31.08.2022)
    2. Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie an der Charité - Universitätsmedizin Berlin: www.embryotox.de (Abruf: 25.10.2019)
    3. Weyerstahl, T. et al.: Gynäkologie und Geburtshilfe, 4. Auflage, Thieme Verlag, 2013