Wer sich gerade erst mit der symptothermalen Methode vertraut macht, ist oft unsicher, was die Auswertung der eigenen Körpersignale angeht. Eines davon ist der Zervixschleim, der wie die Basaltemperatur und der Muttermund eine wichtige Rolle im weiblichen Zyklus spielt. Wer seinen Zyklus beobachten möchte, sollte dem Zervixschleim zusätzlich zur Basaltemperatur intensive Beachtung schenken. Die wichtigsten Fakten rund um den Zervixschleim gibt’s in diesem Artikel.
Was ist Zervixschleim überhaupt?
Im Verlauf des Zyklus bilden Drüsen im Gebärmutterhals (Zervix) den sogenannten Zervixschleim. Dieses Sekret besteht hauptsächlich aus Wasser und enthält zudem Muzine (Schleimstoffe), Enzyme, Aminosäuren, Zucker und Elektrolyte (Salze).
Da jeder Körper anders ist, ist auch der Zervixschleim von Frau* zu Frau* unterschiedlich ausgeprägt und kann sich aufgrund verschiedenster Einflüsse verändern, zum Beispiel durch die Ernährung. Wird der Zervixschleim jedoch über einen längeren Zeitraum aufmerksam beobachtet, lässt sich anhand seiner Konsistenz, Farbe und Menge eine Aussage über die Fruchtbarkeit, die Zyklusphase und den Zeitpunkt des Eisprungs treffen. Daher ist er ein aussagekräftiger Faktor bei der Anwendung der symptothermalen Methode.
Welche Aufgaben hat der Zervixschleim?
Eine der Aufgaben des Zervixschleims ist es, Spermien den Weg zur Eizelle zu weisen und sie dorthin weiterzuleiten. Diese Rutschpartie passiert in deinem Körper während deiner fruchtbaren Tage rund um den Eisprung, wenn der Zervixschleim flüssiger ist. Diese Konsistenz und auch der basische pH-Wert begünstigen in dieser Phase die Lebensdauer der Spermien.
An den nicht fruchtbaren Tagen dient der dickflüssige Schleim hingegen als eine Art Schutzwall: Er hindert die Spermien daran, die Gebärmutter zu erreichen. Außerdem ist der Zervixschleim in dieser Phase eher sauer, was die Überlebensdauer der Spermien verringert.
Wo kann ich den Zervixschleim finden?
Die Entnahme des Zervixschleims ist ganz einfach: zu finden ist er am Scheideneingang, teilweise sogar im Höschen. Wer nicht sehr viel Zervixschleim produziert, kann mit dem Finger auch etwas tiefer tasten und das Sekret direkt am Muttermund entnehmen, etwa acht bis zehn Zentimeter in der Vagina.
Ist jeder Ausfluss gleich Zervixschleim?
Nein. Zervixschleim ist nicht zu verwechseln mit Ausfluss, der durch Krankheiten oder Infektionen entsteht. Ausfluss tritt oft in Verbindung mit Juckreiz oder Schmerzen auf. Auch der sogenannte „Erregungsschleim” fällt dabei in eine andere Kategorie. Dieser ist übrigens wasserlöslich. Wer sich also nicht sicher ist, macht den Test mit einem Glas Wasser oder im Waschbecken.
Was ist, wenn ich keinen Zervixschleim sehe?
Die beschriebenen Veränderungen sind individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ob du deinen Zervixschleim in der beschriebenen Art wahrnimmst, anders oder gar nicht bemerkst, heißt also nicht, dass kein Eisprung stattfindet.
Bei Frauen*, die sehr wenig oder gar keinen Zervixschleim beobachten, ersetzt das Abtasten des Muttermundes als zweites Körpersignal neben der Auswertung der Basaltemperatur die Zervixschleimbeobachtung. Die symptothermale Methode ist in der Kombination Basaltemperatur und Muttermund genauso aussagekräftig und sicher.
Wann untersuche ich den Zervixschleim?
Zusätzlich zur täglichen Messung der Basaltemperatur erhöht die Auswertung des Zervixschleims die Sicherheit der Berechnung der fruchtbaren Tage. Natürlich funktioniert jede Frau* unterschiedlich und muss für sich selbst herausfinden, wie genau sie ihren Zervixschleim am liebsten verfolgt. Für eine aussagekräftige Dokumentation ist es jedoch nötig, den Schleim täglich zur gleichen Tageszeit, in der Anfangsphase am besten sogar mehrmals täglich, zu prüfen. Sollte sich die Qualität des Zervixschleims im Laufe des Tages verändern, kannst du die Veränderung in der Ovy App dokumentieren. Später wird der Wert in die Berechnung aufgenommen, der eine höhere Qualität hat.
Übrigens: Obwohl die Ovy App auch die Schleimeigenschaftt „rötlich” beinhaltet, zählt Menstruationsblut nicht dazu. Laut den offiziellen Auswertungsregeln der symptothermalen Methode muss während der Menstruation kein Zervixschleim beobachtet werden.
Was muss ich bei der Analyse meines Zervixschleims beachten?
Die Beobachtung des Zervixschleims basiert auf folgenden Prinzipien: Empfinden, Fühlen und Sehen. Hierbei gilt es, sich aufmerksam dem eigenen Körper und seinen einzelnen Signalen zu widmen – etwas, das viele leider verlernt haben. Die Untersuchung des Zervixschleims ist also eine schöne Übung, um diese Achtsamkeit wieder in unseren Alltag zu bringen.
Mache dir also zunächst bewusst, was du an deinem Scheideneingang empfindest: ein feuchtes oder trockenes Gefühl, manchmal vielleicht sogar einen Juckreiz?
Zudem prüfst du, was du siehst. Wie bereits beschrieben, kannst du den Zervixschleim vielleicht bereits in deiner Unterwäsche sehen. Außerdem lässt sich der Schleim am Scheideneingang mit den Fingern abnehmen, idealerweise vor dem Toilettengang. Bei manchen Frauen* wandert die Flüssigkeit jedoch nicht immer bis zum Scheideneingang – dann gibt es wie gesagt die Möglichkeit, sie direkt am Muttermund abzunehmen. Und nun geht es darum, die Konsistenz des Zervixschleims zu untersuchen.
Welche Konsistenz hat der Zervixschleim rund um den Eisprung?
Um die Beschaffenheit des Zervixschleims zu untersuchen, nutze deine Fingerspitzen oder etwas Toilettenpapier. Um den Eisprung herum wird der Zervixschleim spinnbar, was du zum Beispiel mit den Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger gut prüfen kannst. Du siehst dann, ob sich der Zervixschleim wie eine Art Faden auseinanderziehen lässt. Spinnbarer Zervixschleim fühlt sich ähnlich an wie rohes Eiweiß und sieht häufig auch so aus. Manche Frauen* beobachten, dass der Zervixschleim beim Wasserlassen schon durch leichtes Pressen in langen Fäden mit abgeht. Er schwimmt dann im Wasser an der Oberfläche.
Kurz vor und während des Eisprungs hat der Zervixschleim die beste Beschaffenheit für Spermien: Sie werden dann schnell und einfach in Richtung Gebärmutter befördert. Die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung ist dadurch besonders hoch.
Weitere Konsistenzen findest du in den folgenden Abschnitten dieses Artikels.
Wie verändert sich der Zervixschleim im Laufe des Zyklus?
Aufgrund von hormonellen Einflüssen verändert sich der Zervixschleim im Verlauf des Menstruationszyklus, was seine Beschaffenheit, seine Menge und sein Aussehen betrifft. Dabei spielen die Sexualhormone Östrogen und Progesteron eine Rolle, die von heranreifenden Eibläschen produziert werden. Anhand der Veränderungen des Zervixschleims lässt sich also erkennen, wie fruchtbar man ist und in welcher Zyklusphase man sich gerade befindet.
Die Entwicklung des Zervixschleims lässt sich grundsätzlich in drei Phasen einteilen.
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Zyklusbeginn:
Direkt nach der Periode wird nur wenig Schleim produziert und die Scheide fühlt sich trocken oder nur leicht feucht an. Der Zervixschleim ist dann eher gelblich-trüb, klumpig oder zähflüssig.
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Eisprung:
Kurz vor der Ovulation wird die Vagina feuchter und es wird mehr Zervixschleim gebildet. Er ist glasklar, zwischen den Fingern dehnbar und seine Konsistenz erinnert an rohes Eiweiß.
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Zyklusende:
Der Schleim wird wieder zäher, cremiger und weißer.
Wie nutze ich die Ovy App zur Dokumentation?
Die täglichen Zervixschleimbeobachtung werden in der Ovy App zusammengefasst mit den entsprechenden Abkürzungen eingetragen (t, ∅, f, S, S+).
Nach den Regeln der symptothermalen Methode gibt es Abkürzungen für jede Zyklusphase, die wie folgt lauten:
t |
Zu Beginn des Zyklus, direkt nach der Periode, haben die meisten Frauen* keinen oder kaum Zervixschleim am Scheideneingang. In den Tagen nach der Periode empfinden sie am Scheideneingang ein trockenes, raues, manchmal unangenehm juckendes Gefühl. |
∅ |
Die vaginale Empfindung am Scheideneingang bleibt jetzt aus und das Gefühl ist weder feucht noch trocken. Im Anschluss tritt für einige weitere Tage kein Zervixschleim am Scheideneingang auf. |
f |
In der Mitte der ersten Zyklushälfte stellt sich oftmals ein feuchtes Gefühl ein, aber es tritt noch kein Zervixschleim oder nur sehr wenig Ausfluss am Scheideneingang aus. |
S |
Mit Fortschritt der ersten Zyklushälfte wird das vaginale Empfinden feuchter oder es wird weiter keine vaginale Empfindung wahrgenommen. Der Zervixschleim am Scheideneingang tritt aber jetzt vermehrt auf und sieht cremig und dicklicher aus. Er ist ebenfalls weißlich, trüb, klumpig, gelblich, klebrig, etwas zäh-elastisch und nicht spinnbar. Diese Qualität des Zervixschleims tritt ebenfalls nach dem Eisprung auf, wenn der Ausfluss wieder weißlich-fest, manchmal klumpig ist und nicht mehr langgezogen werden kann. Das vaginale Empfinden nach dem Eisprung ist eher feucht, dann mit Fortschritt der zweiten Zyklushälfte stetig trockener. |
S+ |
Je näher der Eisprung rückt, desto feuchter kann das vaginale Empfinden werden oder es wird weiterhin nichts gefühlt. Zusätzlich wird der Zervixschleim glasig, klar, durchscheinend, wie rohes Eiweiß, dehnbar, spinnbar, fadenziehend, flüssig oder ganz dünnflüssig und/oder rötlich, rotbraun, gelblich-rötlich. |
Die Beobachtungen kannst du im Laufe des Tages oder abends, gerne auch mehrfach durchführen, falls Abweichungen stattfinden. Und wie bereits erklärt: Verändert sich die Zervixschleimqualität, kannst du beide Daten in die App eingetragen. Später wird der Wert in die Berechnung übernommen, welcher eine höhere Qualität hat.
Auch wenn die Ovy App dies nicht streng voraussetzt, sollte die Zervixschleimqualität vor allem um den Eisprung zusätzlich zu den Temperaturdaten eingetragen werden. Ganz besonders wenn die Ovy App benutzt wird, um den Zyklus natürlich zu tracken und um dadurch eine aussagekräftige Berechnung der fruchtbaren Tage und des Eisprungs zu erhalten.
Solltest du nun immer noch unsicher bei der Beobachtung deines Zervixschleims sein, gib nicht auf: Geduld mit der eigenen Wahrnehmung und vor allem mit dem eigenen Körper sind gefragt, vor allem, wenn du noch nicht so gut mit deinem Körper und deinem natürlichen Zyklus vertraut bist. Bestimmt hast du im Laufe einiger Zyklen Dreh raus und es fällt dir leichter, deinen Zervixschleim zu beobachten und anhand seiner Eigenschaften Rückschlüsse auf deine Zyklusphase zu ziehen.
Medically Reviewed
Dieser Text wurde auf Basis von medizinischer Fachliteratur und aktuellen Studien von Medizinredakteur:innen erstellt. Unser Anspruch ist es, wissenschaftlich zu arbeiten, Quellen kenntlich zu machen und die Inhalte regelmäßig auf ihre Aktualität zu prüfen.
Referenzen & Literatur
- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe Juli 2004, pro familia
- Pearl-Index, Methode. "3.1 Übersicht und Pearl-Index." Facharztwissen Gynäkologie 3 (2021): 42.
- Struck, Dorothee. Verhüten ohne Hormone. Stadelmann Verlag, 2019.