Schwangerschaft

Verhütung nach der Geburt: Was Mütter wirklich wissen müssen

Verhütung nach der Geburt: Was Mütter wirklich wissen müssen


Das Wichtigste vorab

  • Verhütung nach der Geburt sollte individuell und gut geplant sein.
  • Stillen allein ist kein sicherer Schutz – kombiniere es mit einer Verhütungsmethode.
  • Ohne Stillen kann die Fruchtbarkeit nach 4–6 Wochen zurückkehren, plane frühzeitig.
  • Eine ärztliche Beratung hilft dir, die passende Methode zu finden.

Verhütung nach der Geburt – Das solltest du wissen

Wusstest du, dass ein neuer Eisprung möglich ist, noch bevor du deine erste Regelblutung nach der Geburt bekommst? Diese Tatsache überrascht viele Mütter und zeigt, wie wichtig eine durchdachte Verhütungsstrategie nach der Entbindung ist.

Stillen bietet zwar einen gewissen Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft mit einem Pearl-Index von 2 bis 4, jedoch nur unter bestimmten Bedingungen. Wenn du nicht stillst, solltest du besonders aufmerksam sein, da deine Fruchtbarkeit bereits nach vier bis sechs Wochen zurückkehren kann. Die natürliche Verhütung durch Stillen, die sogenannte Laktationsamenorrhö-Methode, bietet in den ersten sechs Monaten eine Sicherheit von 98 %, allerdings nur, wenn alle Voraussetzungen streng eingehalten werden.

Dieser Artikel gibt dir einen Überblick über die wichtigsten Aspekte der Verhütung nach der Geburt. Welche Methoden stehen zur Verfügung? Wann solltest du mit der Verhütung beginnen? Welche Besonderheiten gelten für stillende Mütter?

Wann solltest du mit der Verhütung nach der Geburt beginnen?

Der weibliche Körper kehrt nach der Geburt unterschiedlich schnell zur Fruchtbarkeit zurück. Wenn du nicht oder nur teilweise stillst, kann dein erster Eisprung bereits nach vier bis sechs Wochen stattfinden.

Studien zeigen, dass bei der Hälfte aller nicht- oder teil-stillenden Frauen die Menstruation innerhalb der ersten sechs Wochen nach der Geburt wieder einsetzt. Wichtig zu wissen ist, dass der erste fruchtbare Zyklus vor der ersten sichtbaren Regelblutung beginnt.

Stillende Mütter erleben einen anderen hormonellen Verlauf. Das Stillhormon Prolaktin unterdrückt den Eisprung, aber die Rückkehr der Fruchtbarkeit hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Regelmäßiges Stillen im 4- bis 6-Stunden-Rhythmus

  • Vollstillen ohne zusätzliche Nahrung

  • Baby ist nicht älter als sechs Monate

  • Stillen auch in der Nacht

Solange diese Bedingungen erfüllt sind, bietet Stillen einen natürlichen Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft mit einem Pearl-Index von 2 bis 4. Sobald Stillpausen länger werden oder Beikost eingeführt wird, nimmt der Schutz jedoch deutlich ab.

Ärzt:innen empfehlen daher, sich bereits drei bis vier Wochen nach der Geburt um eine geeignete Verhütung zu kümmern, insbesondere wenn du nicht oder nur teilweise stillst.

Welche Verhütungsmethoden sind in der Stillzeit am sichersten?

Wenn du stillst, gibt es mehrere sichere Verhütungsmethoden. Hormonfreie Methoden sind besonders gut verträglich, da sie die Milchproduktion nicht beeinflussen.

Hormonfreie Verhütungsmethoden:

  • Kupferspirale mit einem Pearl-Index von 0,3 bis 0,8 mit sicherem Schutz bis zu fünf Jahren

  • Kupferkette als moderne Alternative mit einem Pearl-Index von 0,1 bis 0,5

  • Kondom und Diaphragma als flexible, hormonfreie Lösungen

  • Portiokappe mit Anpassungsmöglichkeit nach drei Monaten

Die Kupferspirale wird häufig empfohlen, sollte jedoch erst nach vollständiger Rückbildung der Gebärmutter eingesetzt werden.

Methoden der natürlichen Familienplanung und Sex nach der Geburt

Zyklus-Tracking-Apps basieren darauf, dass du genau weißt, in welcher Phase deines Zyklus du dich befindest, um eine Schwangerschaft zu vermeiden. In jedem Zyklus gibt es etwa sechs fruchtbare Tage, an denen eine Empfängnis möglich ist. Diese Methode ist zuverlässig, wenn du an diesen Tagen – also vor, während und direkt nach der fruchtbaren Phase – entweder auf Geschlechtsverkehr verzichtest, oder eine Barrieremethode wie Kondome verwendest.

Nach der Geburt kannst du diese Methode zur Verhütung nutzen, sobald dein Zyklus wieder regelmäßig geworden ist. Wenn du nicht stillst oder deinem Baby Muttermilch über die Flasche gibst, dauert es in der Regel etwa einen Monat, bis sich dein Zyklus stabilisiert. Wenn du stillst, kann es länger dauern, bis sich dein natürlicher Zyklus wieder einstellt. Um eine sichere Anwendung der natürlichen Familienplanung nach der Geburt zu gewährleisten, solltest du mindestens drei vorhersehbare Zyklen abwarten, bevor du dich auf diese Methode verlässt.

Hormonelle Verhütungsmethoden:

  • Minipille ab sechs Wochen nach der Geburt möglich

  • Hormonimplantat und Hormonspirale frühestens nach sechs bis acht Wochen einsetzbar

Studien zeigen, dass Gestagen-Präparate wie Minipille oder Hormonspirale weder die Milchmenge noch die Qualität der Muttermilch beeinflussen. Östrogenhaltige Verhütungsmittel wie die klassische Pille, das Verhütungspflaster oder der Vaginalring sind in der Stillzeit nicht geeignet, da sie die Milchproduktion reduzieren können.

Fazit

  • Eine sichere Verhütung nach der Geburt basiert auf medizinischem Wissen und deiner persönlichen Situation.
  • Wenn du stillst, kannst du dich auf die natürliche Verhütung durch Stillen nur bedingt verlassen. Kombiniere sie mit einer sicheren Methode wie der Kupferspirale oder der Minipille.
  • Wenn du nicht stillst, kann deine Fruchtbarkeit bereits nach vier bis sechs Wochen zurückkehren, eine frühzeitige Verhütungsplanung ist hier besonders wichtig.
  • Lass dich ärztlich beraten, um eine Methode zu finden, die zu dir passt.
  • Eine gut durchdachte Verhütungsstrategie gibt dir die Sicherheit, die du brauchst, damit du die Zeit mit deinem Baby entspannt genießen kannst.


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