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Mythos oder Fakt? Gleichen sich Menstruationszyklen von Freund:innen an?

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Mythos oder Fakt? Gleichen sich Menstruationszyklen von Freund:innen an?


Das Wichtigste vorab

  • Hast du dich jemals gefragt, warum sich deine Periode manchmal scheinbar mit der deiner Freund:innen synchronisiert?
  • Der Artikel taucht in das Phänomen der menstruellen Synchronisation ein und untersucht sowohl historische Theorien als auch aktuelle wissenschaftliche Studien.
  • Erfahre, wie biologische und soziale Faktoren möglicherweise unseren Menstruationszyklus beeinflussen und welche Mythen und Missverständnisse es gibt.

Hast du dich jemals gefragt, warum sich deine Periode manchmal scheinbar mit der deiner Freund:nnen synchronisiert? Dieses Phänomen, bekannt als menstruelle Synchronisation, fasziniert sowohl Laien als auch Forschende gleichermaßen und hat zu zahlreichen Diskussionen und Studien geführt. In der Vergangenheit wurde oft behauptet, dass wenn Frauen* zusammenleben oder engen sozialen Kontakt pflegen, ihre Menstruationszyklen dazu neigen, sich zu synchronisieren. Die Vorstellung, dass sich Perioden synchronisieren können, wirft faszinierende Fragen über die biologischen und sozialen Faktoren auf, die möglicherweise unseren Körper beeinflussen.

In diesem Artikel werden wir die Geschichte und den Ursprung der Theorie untersuchen, wissenschaftliche Studien und deren Ergebnisse beleuchten und Mythen sowie Missverständnisse rund um die Menstruationssynchronisation aufklären. Darüber hinaus betrachten wir die verschiedenen biologischen und sozialen Faktoren, die den Menstruationszyklus beeinflussen können, um ein umfassendes Verständnis von Zyklusangleichung und Zyklusregulierung zu erlangen. 

Geschichte und Ursprung der Theorie der Menstruationssynchronisation

Die Theorie der Menstruationssynchronisation, auch bekannt als McClintock-Effekt, hat ihre Wurzeln in den Beobachtungen von Martha McClintock aus den 1970er Jahren. Während ihres Studiums bemerkte McClintock, dass sich die Menstruationszyklen ihrer Mitbewohner:innen anzugleichen schienen, wenn sie längere Zeit zusammenlebten. Diese Beobachtung führte zu ihrer bahnbrechenden Studie, die sie als Psychologiestudentin durchführte und die die wissenschaftliche Gemeinschaft auf das Phänomen aufmerksam machte.

In den 1990er Jahren vertiefte McClintock ihre Forschung, indem sie die Rolle von Pheromonen bei der Synchronisation von Menstruationszyklen untersuchte. Ihre Hypothese war, dass Pheromone, die während des gemeinsamen Zusammenlebens ausgetauscht werden, eine Synchronisation der Menstruation bewirken könnten, da der Eisprung gleichzeitig ausgelöst würde.

Jedoch sind die Studien von McClintock methodisch umstritten. Kritiker:innen weisen darauf hin, dass die Studiengröße relativ klein war und spätere Überprüfungen der Studie zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Die wissenschaftliche Bestätigung des Phänomens der Menstruationssynchronisation steht daher noch aus.

Die Diskussion um Pheromone und deren Einfluss auf den Menstruationszyklus wurde ebenfalls durch Forschungen der University of Chicago in den späten 1990er Jahren befeuert. Forscher:innen postulierten, dass zwischenmenschliche physiologische Prozesse, möglicherweise durch Pheromone ausgelöst, den Menstruationszyklus beeinflussen könnten. Diese Forschung löste eine breite Debatte über die Rolle von Pheromonen im menschlichen Körper aus.

Trotz dieser Forschungen bleibt die Theorie der Menstruationssynchronisation umstritten. Eine neuere Studie in der National Library of Medicine kam zu dem Schluss, dass es keine Pheromone gibt, die die Länge von Menstruationszyklen signifikant verändern, und dass frühere Ergebnisse in zahlreichen Folgestudien große Zweifel aufwerfen.

Wissenschaftliche Untersuchungen und Studienergebnisse

Erstes Ergebnis: Die McClintock-Studie

Die erste umfassende Studie, die den McClintock-Effekt untersuchte, wurde 1971 von Martha McClintock durchgeführt. Sie analysierte die Menstruationszyklen von Frauen*, die zusammen in einem Schlafsaal lebten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Perioden an ähnlichen Tagen auftraten, wenn die Frauen* gemeinsam aßen, Stress teilten oder einfach nur Zeit miteinander verbrachten. Trotz dieser frühen Hinweise haben spätere Studien jedoch unterschiedliche Ergebnisse erbracht, die McClintocks ursprüngliche Schlussfolgerungen in Frage stellen.

Weitere Studien und ihre Ergebnisse

In den folgenden Jahrzehnten wurden zahlreiche Studien durchgeführt, um die Theorie der Menstruationssynchronisation weiter zu erforschen. Eine Studie aus dem Jahr 1993, die lesbische Lebenspartnerinnen untersuchte, die zusammenlebten, fand keinen Beweis für die Synchronisierung der Zyklen. Ähnliche Ergebnisse wurden in Studien mit Ordensschwestern und Mitbewohner:innen im Jahr 1991 und mit israelischen Basketballspieler:innen im Jahr 1994 erzielt, bei denen sich die Zyklen eher verschoben und voneinander entfernten. Eine weitere Studie im Jahr 2006 mit 186 chinesischen Frauen*, die sich einen Schlafraum teilten, zeigte ebenfalls, dass sich deren Perioden nicht synchronisierten.

Diese umfangreichen Studien und Datenerhebungen zeigen, dass die anfängliche Begeisterung für die Theorie der Menstruationssynchronisation durch umfassendere und methodisch robustere Untersuchungen gedämpft wurde.

Mythen und Missverständnisse um die Synchronisation

Wenn du feststellst, dass du und deine Freund:innen gleichzeitig eure Periode bekommen, mag dies wie eine Synchronisation erscheinen. Tatsächlich könnte es jedoch einfach Zufall sein.

Die Idee, dass sich Menstruationszyklen synchronisieren, ist besonders verbreitet unter Frauen*, die viel Zeit zusammen verbringen, wie Mitbewohner:innen oder Arbeitskolleg:innen. Es wird oft beobachtet, dass je länger sie einander kennen, desto eher scheinen sie gleichzeitig ihre Periode zu bekommen. Diese Beobachtungen werden jedoch von einigen Expert:innen angezweifelt. Forscher:innen der University of Chicago argumentierten 1998, dass „zwischenpersönliche physiologische Prozesse“, möglicherweise durch Pheromone ausgelöst, den Menstruationszyklus beeinflussen könnten.

Jedoch gibt es auch starke Gegenargumente. Eine neuere Studie der National Library of Medicine kam zu dem Schluss, dass keine Pheromone existieren, die die Länge von Menstruationszyklen signifikant beeinflussen, und die früheren Ergebnisse in zahlreichen Folgestudien große Zweifel aufwerfen. Es wird auch darauf hingewiesen, dass der Menstruationszyklus von Frau* zu Frau* variiert und durch Faktoren wie die Einnahme der Pille, Krankheit oder Stress beeinflusst werden kann, was zu Überschneidungen führen kann, die rein zufällig erscheinen.

Die wissenschaftliche Bestätigung einer echten Menstruationssynchronisation bleibt aus, und die Diskussion darüber zeigt, wie komplex die Interaktionen innerhalb des menschlichen Körpers sind.

Biologische und soziale Faktoren, die den Zyklus beeinflussen

Hormonelle Einflüsse

Hormone spielen eine entscheidende Rolle in der Regulierung des Menstruationszyklus. Die Schwankungen von Östrogen und Progesteron, die wesentliche Geschlechtshormone sind, beeinflussen nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern auch andere körperliche Prozesse. Während des Zyklus gibt es einen starken Anstieg des Hormons Östradiol um den Eisprung herum, während Progesteron in der zweiten Zyklushälfte dominiert. Diese Hormone wirken sich auch auf das Gehirn aus, insbesondere auf Regionen wie den Temporallappen und den Hippocampus, die für das episodische Gedächtnis wichtig sind. Studien haben gezeigt, dass diese Gehirnareale unter hohen Östradiol- und niedrigen Progesteronspiegeln an Volumen zunehmen können.

Umweltbedingte Faktoren

Neben hormonellen Einflüssen gibt es auch umweltbedingte Faktoren, die den Menstruationszyklus beeinflussen können. Dazu gehören der Schlaf, die Körperkerntemperatur und der Stress. Der zirkadiane Rhythmus, ein 24-Stunden Zyklus, der mit der Erdrotation synchronisiert ist, beeinflusst viele physiologische Prozesse, einschließlich der Hormonproduktion. Veränderungen in der Schlafqualität oder -dauer können zu Schwankungen in der Körperkerntemperatur führen, die wiederum den Zyklus beeinflussen können. Stress, sei es physisch oder psychisch, hat ebenfalls einen direkten Einfluss auf den Zyklus, oft resultierend in einer verkürzten Lutealphase.

Fazit

Die Erforschung des Phänomens der Menstruationssynchronisation offenbart ein komplexes Bild, das sowohl faszinierende biologische Interaktionen als auch soziale Dynamiken beinhaltet. Unsere Reise durch die Geschichte und die wissenschaftlichen Untersuchungen hat gezeigt, dass, obwohl die Idee einer Synchronisation von Menstruationszyklen durch sozialen Kontakt und Pheromone fesselnd ist, die empirische Evidenz gemischt bleibt. Es scheint, dass die Variationen in den Zykluslängen zwischen Frauen*, beeinflusst durch eine Reihe von biologischen und umweltbedingten Faktoren, eher auf individuelle Unterschiede als auf eine direkte Synchronisation hindeuten.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Konzept der Menstruationssynchronisation weiterhin ein Bereich ist, der sowohl Laien als auch Expert:innen fasziniert. Die Diskussion um die Synchronisation von Menstruationszyklen unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die Vielzahl von Faktoren, die den Menstruationszyklus beeinflussen, besser zu verstehen. 


Medically Reviewed

Dieser Text wurde auf Basis von medizinischer Fachliteratur und aktuellen Studien von Medizinredakteur:innen erstellt. Unser Anspruch ist es, wissenschaftlich zu arbeiten, Quellen kenntlich zu machen und die Inhalte regelmäßig auf ihre Aktualität zu prüfen.


Referenzen & Literatur

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