Kinderwunsch

Schwanger werden - Tipps mit wissenschaftlichem Hintergrund

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Key Takeaways

  • Im Normfallfall besteht eine gute Chance, dass Frauen* mit Kinderwunsch bei regelmäßigem, ungeschütztem Sex innerhalb eines Jahres schwanger werden.
  • Die höchste Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft besteht bei Geschlechtsverkehr um die Zeit des Eisprungs.
  • Wie Frauen* ihre fruchtbaren Tage bestimmen können, ihre Fruchtbarkeit steigern und somit die Chance auf eine Schwangerschaft fördern, erfährst du in diesem Artikel.

Besteht erstmal ein Kinderwunsch, möchten viele Paare schnell schwanger werden. Die gute Nachricht: im Normalfall haben Paare bei regelmäßigem, ungeschütztem Sex eine gute Chance (ca. 90 %), innerhalb eines Jahres schwanger zu werden. (1)

Mit Wissenswertem über den weiblichen Zyklus, sowie Tipps zum schwanger werden, befasst sich dieser Artikel. 

Schwanger werden

Eine Schwangerschaft entsteht, wenn Eizelle und Sperma aufeinandertreffen. Das hört sich zunächst einfach an, allerdings muss das Timing stimmen. 

In jedem Zyklus findet nur ein einziger Eisprung (Ovulation) statt. Die Lebensdauer der herangereiften Eizelle beträgt etwa 12-24 Stunden. Nur in diesem engen Zeitraum ist eine Befruchtung möglich (2). Spermien dagegen haben eine Überlebensdauer von etwa fünf Tagen, so dass die höchste Wahrscheinlichkeit für eine Empfängnis bei (ungeschütztem) Geschlechtsverkehr in der Woche vor dem Eisprung bis einen Tag danach besteht.

Um die fruchtbaren Tage um den Eisprung bestimmen zu können, ist es hilfreich, die Phasen des weiblichen Menstruationszyklus zu kennen. 

Der weibliche Zyklus

Jeden Monat bereitet sich der weibliche Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vor. Dabei findet ein genau abgestimmtes Zusammenspiel hormoneller Abläufe statt. 

Die Länge eines Menstruationszyklus wird vom ersten Tag der Menstruation bis zum Einsetzen der Menstruation im nächsten Zyklus berechnet. Im Durchschnitt dauert der Zyklus einer Frau 28 Tage, obwohl dies von Frau zu Frau stark variieren kann. Auch längere oder kürzere Zyklen von 21 bis 40 Tagen sind normal. (5, 6) 

Die Variabilität der Zykluslänge ergibt sich in der Regel aus unterschiedlichen Längen der ersten Zyklushälfte, der Follikelphase. (1, 3-5) Der Menstruationszyklus kann in zwei Phasen unterteilt werden: 

(1) die Follikel- oder Proliferationsphase und 

(2) die Luteal- oder Sekretionsphase. 

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Follikelphase

Die Follikelphase hat ihren Namen von der Reifung der Eizellen aus den Ovarialfollikeln im Eierstock (Ovarium). Die Phase dauert zwischen zehn und 20 Tagen und variiert von Frau zu Frau. (3) 

Die Follikelphase beginnt mit dem ersten Tag der Menstruation (d. h. dem Ablösen der Gebärmutterschleimhaut = Regelblutung) und dauert bis zum Tag der Freisetzung des reifen Follikels beim Eisprung (d. h. der Freisetzung der Eizellen = Eisprung). (5) 

Charakteristisch für diese Phase sind eine niedrigere Aufwachtemperatur, auch Basaltemperatur genannt, sowie der Anstieg des follikelstimulierenden Hormons (FSH). Dieses bewirkt insbesondere den Reifungsprozess der Follikel in den Eierstöcken. Die wachsenden Follikel produzieren mit der Zeit zunehmende Mengen an Östrogen (Estrogen), ein Hormon, das den Eisprung einleitet, während der FSH-Spiegel wieder sinkt. 

Luteal- oder Sekretionsphase 

Um den 14. Zyklustag herum platzt das Eibläschen und die Eizelle wird in den Eileiter freigesetzt. Die meisten Frauen* haben ihren Eisprung zwischen dem 11. und 21. Tag ihres Zyklus. Die Lutealphase des Zyklus ist bei allen Frauen* mit einer Dauer von 14 Tagen relativ konstant. (6) 

Östrogen spielt hierbei eine Schlüsselrolle und trägt dazu bei, den Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten. Dieses Hormon unterstützt den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und löst die Produktion des luteinisierenden Hormons (LH) aus. Darüber hinaus fördert es die Sekretion des glasigen Zervixschleims, der in den im Gebärmutterhals (Zervix) und am Muttermund (Portio uteri) gelegenen Zervixdrüsen gebildet wird und der es den Spermien ermöglicht, in die Gebärmutter einzudringen.

Der Beginn des LH-Anstiegs erfolgt etwa 34 bis 36 Stunden vor dem Eisprung und ist ein relativ präziser Indikator für den Zeitpunkt des Eisprungs. Die Ovulation erfolgt etwa 10-12 Stunden nach dem LH-Peak. (4)

Finden keine Befruchtung und Einnistung der Eizelle in der Gebärmutter statt, endet der Zyklus am Tag vor dem Einsetzen der nächsten Monatsblutung.

Bestimmung der fruchtbaren Tage

Die fruchtbaren Tage beginnen in der Regel etwa fünf Tage vor dem Eisprung und enden innerhalb von 12-24 Stunden nach dem Eisprung. Die Wahrscheinlichkeit, während der Periode schwanger zu werden, ist somit sehr gering. 

Um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen und den Zeitpunkt des Eisprungs zu ermitteln, können verschiedene Methoden verwendet werden (6):

Die hormonellen Veränderungen vor und nach dem Eisprung führen zu erkennbaren und messbaren körperlichen Veränderungen. Mithilfe der Methoden können die relativ wenigen fruchtbaren Tage während des weiblichen Zyklus ermittelt werden. (6, 7) 

Die Verfolgung des Zyklus kann aber auch zur Erkennung und Diagnose von Zyklusstörungen verwendet werden. Oft führen hormonelle Veränderungen zu Unregelmäßigkeiten im Menstruationszyklus, die Störungen des Eisprungs verursachen können. (2) Aber auch Stress, Reisen oder andere Einflüsse können den Eisprung verschieben oder aussetzen lassen. 

Messung des luteinisierenden Hormons (LH) 

Im Verlauf des weiblichen Zyklus, steigt die LH-Menge im Körper etwa 12-36 Stunden vor dem Eisprung an. Dieses Wissen hilft bei der Verwendung von Ovulationstests. Diese messen die Konzentration des LHs im Urin der Frau* und können so bei der Bestimmung des Zeitpunkts des Eisprungs unterstützen.

Temperaturmethode

Durch die tägliche Messung der Körpertemperatur kann das fruchtbare Fenster der Frau bestimmt werden. Die Methode basiert auf der Änderung der Körperkerntemperatur während des Menstruationszyklus. In der zweiten Zyklushälfte, kurz nach dem Eisprung, kann eine höhere Basaltemperatur (etwa 0,3°C bis 0,7°C höher) gemessen werden als in der ersten Zyklushälfte. Dieser Temperaturunterschied, der während des Schlafs oder unmittelbar nach dem Aufwachen am deutlichsten ist, dient als Indikator für den Eisprung. (3) 

Kalendermethode

Bei den kalenderbasierten Methoden werden die Tage des Menstruationszyklus erfasst, um den Beginn und das Ende der fruchtbaren Zeit zu ermitteln. Die Kalendermethode berechnet die fruchtbaren Tage unter der Annahme, dass der Eisprung in der Mitte des Zyklus, also 14 Tage vor der nächsten Periode ist. (6) Die Standard-Tage-Methode besteht darin, regelmäßig ungeschützten Geschlechtsverkehr während der Zyklustage 8 bis 19 bei einem Kinderwunsch zu haben. Da es völlig normal ist, dass die Zykluslänge und damit auch der Tag des Eisprungs variiert, ist diese Methode am unpräzisesten.

Einflussfaktoren auf die Fruchtbarkeit

Neben der Kenntnis über die fruchtbaren Tage können auch weitere Faktoren den Erfolg auf eine Schwangerschaft beeinflussen. Dazu zählen zum einen nichtveränderbare Faktoren wie Störungen des Eisprungs, der Gebärmutter, veränderte Spermienproduktion, aber auch genetische Faktoren sowie das Alter. (8)

Des Weiteren haben eine Reihe von lebensstilbedingten Faktoren wie Ernährung, Übergewicht, Rauchen, intensive sportliche Betätigung, Alkoholkonsum, Stress einen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. (8)

Einflussfaktoren auf die Fruchtbarkeit

Ernährung 

Es ist bekannt, dass die Ernährung sowohl bei Männern*, als auch bei Frauen* eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung der Fruchtbarkeit spielen kann. (8, 9). Ein gesunder Ernährungsstil, der gesunde Fette, Fisch, Vollkornprodukte, Obst und Gemüse beinhaltet, ist bei Frauen* und bei Männern* mit einer erhöhten Fruchtbarkeit assoziiert. Ein ausgewogenes Verhältnis von Proteinen, Kohlenhydraten, Lipiden, Antioxidantien und Folsäure in der täglichen Ernährung trägt wesentlich zu einer optimalen Gesundheit der weiblichen Fortpflanzungsorgane bei und verringert das Risiko der Unfruchtbarkeit. (10)

Zu einer gesunden Lebensweise gehören neben einer nährstoffreichen und ausgewogenen Ernährung auch körperliche Aktivität, die dazu beitragen kann, ein gesundes Gewicht zu halten und das Risiko chronischer Krankheiten zu verringern. (8)

Stress

Stress kann zur Unfruchtbarkeit beitragen. Bei unfruchtbaren Frauen* treten Symptome im Zusammenhang mit Angst und Depression häufiger auf, als bei fruchtbaren Frauen*. Diese Merkmale führen zu einem psychologischen Stresszustand, der die Eizellreifung verändern kann. (10)

Vitamin-D und Folsäure

Aktuelle Erkenntnisse aus klinischen Studien deuten darauf hin, dass Vitamin D Aspekte der Fruchtbarkeit bei Frauen* sowie bei Männern* beeinflussen kann. Dazu zählen die Reifung von Eizellen und Gebärmutterschleimhaut bei Frauen*, die Produktion und Reifung von Samenzellen bei Männern* sowie die Produktion von Sexualhormonen bei beiden Geschlechtern. (9)

Allerdings muss bei der Vitamin D-Supplementierung auf die Dosierung geachtet werden, da eine zu hohe Dosis zu Vergiftungserscheinungen führt. (8, 11)

Der tägliche Bedarf an Folsäure, auch Vitamin B9 genannt, liegt bei 60 bis 600 µg, in der Schwangerschaft bei 550 µg. Besonders in den ersten zwölf Wochen sollten Schwangere deshalb 400 µg täglich einnehmen. Bei erheblicher Überdosierung kann es zu Erregungszuständen, Übelkeit und Störungen des Magen-Darm-Trakts kommen. (15)

Koffein

Kaffeekonsum in höheren Dosen kann die Fruchtbarkeit beeinflussen, indem die Spermienqualität, der Eisprung oder Menstruationsmerkmale beeinträchtigt werden (8).

Alkohol

Klinische Studien zeigten, dass gelegentlicher Alkoholkonsum die Fruchtbarkeit nicht beeinträchtigt. Die Datenlage ist allerdings noch nicht eindeutig. Der Einfluss von Alkoholkonsum auf die Reproduktionsergebnisse wurde in mehreren Studien untersucht, doch konnte bislang kein signifikanter Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und der Reifung und Befruchtung der Eizellen bei Frauen* sowie zwischen Alkoholkonsum des Mannes und der Rate von Schwangerschaftsverlusten nachgewiesen werden. (10) Andere Quellen nennen, dass täglicher Alkoholkonsum hingegen bei Männern* die Samenqualität sowie das Volumen der Spermien negativ beeinflusst. (8) 

Nikotin

Bei Frauen* wird Rauchen mit einem raschen Rückgang der Eierstockreserven, einer verzögerten Empfängnis und einem erhöhten Risiko einer spontanen Fehlgeburt sowie einer geringeren Erfolgsquote bei der künstlichen Befruchtung in Verbindung gebracht. 

Bei Männern* ist der Prozentsatz normaler Spermienmorphologie und -bewegung deutlich reduziert. (10)

Tipps zum schwanger werden

  • Regelmäßiger und ungeschützter Sex (alle zwei bis drei Tage), bestenfalls in der Zeit des Eisprungs, erhöht die Chancen auf eine Schwangerschaft. Die beste Chance auf eine Schwangerschaft hast du, wenn du am Tag vor deinem Eisprung ungeschützten Geschlechtsverkehr hast.
  • Gesunde und ausgewogenen Ernährung.
  • Vermeidung von Stress.
  • Einnahme von Folsäure, eventuell Vitamin D Supplementierung (Achtung mit der Dosierung).
  • Ggfs. Überprüfung der Nebennieren- und Schilddrüsenhormone.
  • Vermeidung von übermäßigem Konsum von Alkohol, Koffein sowie Nikotin. 

Warum werde ich nicht schwanger?

Leider haben nicht alle Paare das Glück, schnell schwanger zu werden. Die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit liegt bei Frauen* zwischen 18 und 30 Jahren pro Zyklus bei ungefähr 20 bis 30 Prozent. Mit zunehmendem Alter sinkt sie deutlich ab und liegt bei 35-Jährigen pro Zyklus nur noch bei circa zehn bis 15 Prozent. (12)

Verschiedene Ursachen führen zur Unfruchtbarkeit (13, 14):

  • Spermiendefekte oder -störungen (~30 %)
  • Ovulationsstörungen (~25 %)
  • Ungeklärte Unfruchtbarkeit (~25 %)
  • Eileiterprobleme (~25 %)
  • Endometriose (~5 %) (= versprengte Gebärmutterschleimhaut außerhalb des Uterus)
  • Anomalien der Gebärmutter (z. B. Myome) (selten) 

Bei unerfülltem Kinderwunsch ist es ratsam, die Ursachen bei einer Frauenärztin oder einem Frauenarzt abzuklären und eine ausführliche Beratung in Anspruch zu nehmen.


Medically Reviewed

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References & Literature

  1. NHS. Natural family planning (fertility awareness) 2021 [Available from: https://www.nhs.uk/conditions/contraception/natural-family-planning/.
  2. Duane M, Stanford JB, Porucznik CA, Vigil P. Fertility Awareness-Based Methods for Women's Health and Family Planning. Front Med (Lausanne). 2022;9:858977.
  3. Baker FC, Siboza F, Fuller A. Temperature regulation in women: Effects of the menstrual cycle. Temperature (Austin). 2020;7(3):226-62.
  4. Reed BG, Carr BR. The Normal Menstrual Cycle and the Control of Ovulation. In: Feingold KR, Anawalt B, Boyce A, Chrousos G, de Herder WW, Dhatariya K, et al., editors. Endotext. South Dartmouth (MA): MDText.com, Inc. Copyright © 2000-2022, MDText.com, Inc.; 2000.
  5. Schmalenberger KM, Tauseef HA, Barone JC, Owens SA, Lieberman L, Jarczok MN, et al. How to study the menstrual cycle: Practical tools and recommendations. Psychoneuroendocrinology. 2021;123:104895.
  6. Bull JR, Rowland SP, Scherwitzl EB, Scherwitzl R, Danielsson KG, Harper J. Real-world menstrual cycle characteristics of more than 600,000 menstrual cycles. NPJ Digit Med. 2019;2:83.
  7. Ali R, Gürtin ZB, Harper JC. Do fertility tracking applications offer women useful information about their fertile window? Reprod Biomed Online. 2020.
  8. Aoun A, Khoury VE, Malakieh R. Can Nutrition Help in the Treatment of Infertility? Prev Nutr Food Sci. 2021;26(2):109-20.
  9. Gaskins AJ, Chavarro JE. Diet and fertility: a review. Am J Obstet Gynecol. 2018;218(4):379-89.
  10. Silvestris E, Lovero D, Palmirotta R. Nutrition and Female Fertility: An Interdependent Correlation. Front Endocrinol (Lausanne). 2019;10:346.
  11. RKI. Ist zu viel Vitamin D schädlich? 2018 [Available from: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Vitamin_D/FAQ11.html.
  12. Barmer. Fruchtbarkeit: was sind die besten Voraussetzungen, um schwanger zu werden? 2021 [Available from: https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/schwangerschaft/kinderwunsch/einfluesse-fruchtbarkeit-1059070.
  13. Hull MG, Cahill DJ. Female infertility. Endocrinol Metab Clin North Am. 1998;27(4):851-76.
  14. Feng J, Wang J, Zhang Y, Zhang Y, Jia L, Zhang D, et al. The Efficacy of Complementary and Alternative Medicine in the Treatment of Female Infertility. Evid Based Complement Alternat Med. 2021;2021:6634309.
  15. Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Folat. 1. Auflage, 3. Korrigierter Nachdruck 2008