Key Takeaways
- Die Pille ist ein Verhütungsmittel, das durch die relativ einfache Anwendung und einen geringen Pearl-Index einige Vorteile bietet.
- Jedoch passt nicht jede Pille zu jeder Lebenssituation. Die unterschiedlichen Hormonkonzentrationen sorgen für verschiedene Nebenwirkungen.
- Wir klären über die Unterschiede zwischen der Mikro-, Mini- und Kombinationspille auf.
Es ist Sommer 1960 und in den USA kommt ein Medikament auf den Markt, das wir heute als “die Pille” kennen. Bereits ein Jahr später verbreitet sich das Verhütungsmittel auch auf dem deutschen Markt – zunächst als Arznei gegen Menstruationsbeschwerden, welche nur verheirateten Frauen* mit Kindern verschrieben wird. Die Wirksamkeit als Verhütungsmittel tauchte damals lediglich in der Packungsbeilage auf. Doch sie war bekannt und sorgte in den darauffolgenden Jahren für eine sexuelle Revolution und war angeblich für einbrechende Geburtenraten, die als “Pillenknick” bezeichnet wurden, verantwortlich. Aber vor allem sorgte die Pille für eines: Frauen*, die das Thema “Familienplanung” selbstbestimmt angehen konnten.
Welche Arten der Pille gibt es?
Die Pille von damals wurde seitdem beständig weiterentwickelt. Heutzutage ist die Pille ein noch oft verschriebenes Verhütungsmittel. Laut einer Analyse der AOK wurden 2020 35 Prozent der gesetzlich versicherten Frauen* bis 20 Jahre die Pille verschrieben. Die Anti-Baby-Pille der ersten Generation – ebenjene, die im Sommer 1960 auf den Markt kam – war ein Kombinationspräparat aus Östrogen und Gestagen. Mittlerweile gibt es Pillen der zweiten, dritten und vierten Generation. Außerdem ist die klassische Kombinationspille inzwischen als geringer dosierte Mikropille auf dem Markt. Eine Alternative gibt es in Form der Minipille. Nachfolgend findest du eine Übersicht über die derzeit erhältlichen Pillenarten.
Kombinationspille/ Mikropille
Die erste Pille, die 1960 auf den Markt kam, war eine Kombinationspille. Auch heutzutage basiert ein Großteil der verschriebenen Pillen auf der Hormonkombination aus Gestagen und Östrogen, wobei die Konzentration von Östrogen mittlerweile aber deutlich geringer ist. Liegt diese unter 0,05 Milligramm spricht man von einer Mikropille.
Wie wirkt die Mikropille?
Die Hormone in der Mikropille arbeiten gleich dreifach dafür, dass du nicht schwanger wirst. Zum einen hemmen sie die Eizellreifung und den Eisprung. So gibt es keine reife Eizelle, die befruchtet werden kann. Zum anderen verändern die Hormone die Beschaffenheit des Schleims im Gebärmutterhals. Dieser wird dick und zähflüssig und versperrt so den Weg für die Spermien. Außerdem verhindern sie, dass die Gebärmutterschleimhaut sich ordentlich aufbaut, wodurch ein befruchtetes Ei sich nicht einnisten könnte.
Diese klassische Anti-Baby-Pille wird in jedem Zyklus 21 oder 22 Tage eingenommen. Während der Einnahmepause setzt die Blutung ein. Kombinationspillen werden in verschiedene Kategorien unterteilt:
Einphasenpillen: Diese Art der Pille wird in Deutschland am meisten verschrieben. Es handelt sich um Monatspackungen, bei denen in jeder Tablette der gleiche Anteil an Hormonen enthalten ist. Das bedeutet auch, dass die Pillen in beliebiger Reihenfolge eingenommen werden könnten.
Zweiphasenpillen: Bei Zweiphasenpillen ist der Einnahmezeitraum in zwei Phasen unterteilt. Die Tabletten unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung und sind meist durch verschiedene Farben deutlich voneinander zu unterscheiden. Wenn du eine Zweiphasenpille einnimmst, musst du unbedingt darauf achten, diese in der richtigen Reihenfolge einzunehmen, da die enthaltenen Hormone den natürlichen Zyklus der Frau* nachahmen. Die Pille der ersten Woche enthält nur Östrogen, in der zweiten und dritten Woche ist eine Kombination aus Östrogen und Gestagen enthalten.
Drei- und Vierphasenpillen: Die Dreiphasenpille geht noch einen Schritt weiter und enthält in drei verschiedenen Phasen unterschiedliche Konzentrationen an Gestagenen. Wie bei der Zweiphasenpille nehmen Anwender:innen zu Beginn nur Östrogen zu sich, in der zweiten Woche wird Gestagen ergänzt und in der dritten Woche wird die Gestagenkonzentration erhöht, während das Östrogen reduziert wird.
Die neueste Version ist die Vierphasenpille mit den Wirkstoffen Dienogest (ein Gestagen) und Estradiol (einem Östrogen). Sie folgt einem ähnlichen Schema wie die Dreiphasenpille, ergänzt jedoch noch Placebopillen am Ende des Zyklus, um das Einnahmeschema nicht zu unterbrechen. Bei beiden Phasenmodellen muss wie bei der Zweiphasenpille unbedingt die richtige Reihenfolge eingehalten werden.
Pillen-Generationen
Du hast vielleicht schon einmal von verschiedenen Generationen von Pillen gehört. Heute gibt es vier verschiedene Generationen, die sich in ihrer Zusammensetzung unterscheiden.
Die Pille der ersten Generation enthielt das künstliche Ethinylestradiol und das Gestagen Norethisteron, welches ein relativ geringes Thromboserisiko verspricht. Dafür sind Haarausfall, bei gleichzeitigem Haarwuchs im Gesicht und unreine Haut ungewünschte Nebenwirkungen.
In der zweiten Generation wird Levonorgestrel verwendet, was jedoch ähnliche Nebenwirkungen hat. Dazu können Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen oder Libidoverlust gehören.
Die neuen Generationen, also die dritte und vierte, bringen ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel in den Beinvenen mit sich. Gleichzeitig sind sie jedoch dafür bekannt, für ein reineres Hautbild sorgen zu können.
Welche Vorteile hat die Kombinationspille?
Frauen*, die eine Kombinationspille einnehmen, müssen sich bei korrekter Verwendung nicht um eine ungewollte Schwangerschaft sorgen. Denn der Pearl-Index ist sehr gering. Er liegt bei 0,1 bis 0,9 (das heißt, von 1.000 Frauen*, die ein Jahr lang auf die Kombinationspille als Verhütungsmittel vertrauen, werden durchschnittlich eine bis neun dennoch schwanger). Zudem sind die Blutungen meist schwächer und kürzer als in einem natürlichen Zyklus. Da die Kombipille den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut hemmt, kann Endometriose-bedingte Symptome mildern, ist jedoch nicht zu diesem Zweck zugelassen.
Welche Nachteile hat die Kombinationspille?
Das Thromboserisiko ist bei Einnahme einer Kombinationspille nachweislich erhöht. Das heißt, menstruierende Personen, bei denen andere Risikofaktoren wie Nikotinkonsum, chronische Erkrankungen oder eine Familienhistorie mit Thrombose vorliegen, sollten auf andere Alternativen ausweichen.
Andere bekannte Nebenwirkungen sind Übelkeit, Schwindel, Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen, Kopfschmerzen, Libidoverlust oder ein Spannungsgefühl in den Brüsten.
Ab wann bin ich geschützt?
Wenn du mit der Einnahme der Kombinationspille am ersten Tag deines Zyklus, also mit der Monatsblutung beginnst, ist der Schutz sofort gewährleistet. Du kannst auch zwischen dem zweiten bis fünften Tag deiner Regelblutung mit der Einnahme beginnen. In diesem Fall solltest du in den ersten sieben Tagen der Einnahme jedoch zusätzlich verhüten, zum Beispiel mit Kondomen. Erst danach wirken die Hormone sicher und schützen dich vor einer Schwangerschaft.
Minipille
Minipillen enthalten im Gegensatz zur Kombinationspille keine Östrogene. Sie enthalten als Wirkstoff entweder das Gestagen-Hormon Levonorgestrel oder Desogestrel.
Wie wirkt die Minipille?
Die enthaltenen Hormone sorgen dafür, dass sich der Schleim im Gebärmutterhals so verfestigt, dass keine Spermien in den Gebärmutterhals eindringen können. Außerdem wird die Schleimhaut in der Gebärmutter nur unzureichend aufgebaut. Dadurch könnte sich eine befruchtete Eizelle nur schwer in der Gebärmutter einnisten. Die Minipillen mit dem Hormon Desogestrel verhindern zusätzlich den Eisprung.
Minipillen werden ohne Pause eingenommen. Das bedeutet, dass Menstruierende, statt einige Tage die Einnahme zu unterbrechen, bei einer leeren Pillenpackung direkt mit der nächsten starten.
Welche Vorteile hat die Minipille?
Auch die Minipille ist bei korrekter Einnahme ein sicheres Verhütungsmittel. Der Pearl-Index liegt bei 0,5, wird jedoch durch häufig auftretende Einnahmefehler auch auf 3,0 - 4,0 hochgestuft. Die Minipille wird bei Frauen* mit erhöhtem Thromboserisiko empfohlen oder, wenn bei Einnahme der Kombinationspille starke Nebenwirkungen aufgetreten sind. Außerdem können Frauen*, die ein Kind geboren haben oder stillen, die Minipille einnehmen. Denn Gestagene haben keine Auswirkungen auf die Menge der Muttermilch.
Viele Frauen* berichten davon, dass sie bei Einnahme der Minipille keine oder nur sehr geringe Blutungen haben. Dadurch treten auch menstruationsbedingte Schmerzen kaum noch oder gar nicht mehr auf.
Welche Nachteile hat die Minipille?
Die enthaltenen Gestagene können Stimmungsschwankungen oder sogar Depressionen auslösen. Minipillen mit Levonorgestrel müssen zudem möglichst immer zur gleichen Zeit eingenommen werden, damit der Verhütungsschutz nicht gefährdet ist. Diese Art der Pille verlangt also ein hohes Maß an Disziplin. Bei Präparaten mit Desogestrel beträgt das Zeitfenster für die Einnahme zwölf Stunden.
Ab wann bin ich geschützt?
Verhütungsschutz besteht ab dem ersten Tag der Einnahme, sofern dieser auf den ersten Zyklustag, also den ersten Tag der Monatsblutung fällt. Startest du erst am zweiten bis fünften Zyklustag mit der Einnahme, musst du sieben Tage lang zusätzlich verhüten, bis der Schutz gewährt ist.
Sonderfall: Die Pille danach
Die Pille danach ist kein Verhütungsmittel, sondern kommt nur zum Einsatz, wenn eine Verhütungspanne passiert ist. Zum Beispiel, wenn beim Sex das Kondom reißt oder wenn die Verhütung vergessen wurde. Die Pille danach sollte möglichst schnell eingenommen werden und ist rezeptfrei in der Apotheke zu erhalten. Aber Achtung: Die Pille danach ist ein echter Hormonhammer und sollte wirklich nur in Sonderfällen genommen werden. Als regelmäßiges Verhütungsmittel eignet sie sich nicht.
Wird die Pille danach vor dem Eisprung eingenommen, verhindert sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Schwangerschaft. Denn das Präparat hemmt oder verzögert den Eisprung und verhindert so, dass Spermien und Eizelle sich begegnen. Die Pille danach wirkt am besten in einem Zeitfenster von zwölf Stunden nach dem ungeschützen Geschlechtsverkehr, denn danach verliert sie nach und nach ihre Wirkung. Präparate mit dem Wirkstoff Levonorgestrel können bis 72 Stunden nach dem ungeschützten Sex eingenommen werden. Beinhaltet die Pille danach den Wirkstoff Ulipristalacetat, kann sie bis maximal 120 Stunden nach der Verhütungspanne eingenommen werden.
Mit jedem verstrichenen Tag steigt jedoch auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Eisprung näher rückt. Präparate mit Levonorgestrel wirken, wenn sie bis zwei Tage vor dem Eisprung eingenommen werden. Pillen mit Ulipristalacetat wirken auch noch am Vortag des Eisprungs. Kurz vor dem Eisprung oder wenn dieser bereits stattgefunden hat, sind beide Präparate wirkungslos.
Welche Pille ist die richtige für mich?
Wenn du dich dazu entscheidest, die Pille als Verhütungsmittel zu nutzen, solltest du mit deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin gemeinsam festlegen, welche der vorgestellten Varianten die Beste für dich ist. Faktoren wie eine Vorerkrankung, eigene oder innerhalb der Familie, oder wie geregelt dein Tagesablauf ist, spielen eine wichtige Rolle. Es muss nicht immer die Pille sein.
Zwar ist die Pille als Verhütungsmittel nach wie vor beliebt und wird oft verschrieben. Doch Zahlen aus den vergangenen Jahren belegen, dass die Verschreibungen zurückgehen und Frauen* sich nach anderen Optionen zur Empfängnisregelung umsehen. Verhütungsmittel wie der Vaginalring und das Verhütungspflaster gehören wie die Mikropille zu den kombinierten hormonellen Methoden. Die Implantate gehören ebenso zu den sogenannten Gestagen-Methoden, bei denen nur Gestagen und kein Östrogen enthalten ist.
References & Literature
- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe Juli 2004, pro familia
- AOK Pressemitteilung. Erstmals seit zehn Jahren wieder mehr Verordnungen der Pille zur Verhütung [aufgerufen am 15.11.2022 unter https://aok-bv.de/presse/pressemitteilungen/2021/index_24737.html]
- Auswertung GKV-Verordungsdaten zu kombinierten oralen Kontrazeption („Pille“) für gesetzlich versicherte Frauen bis 20 Jahre, ab 2019, bis 22 Jahre
- Segerer, Sabine, and Christoph Keck. "Unverträglichkeit der Pille." gynäkologie+ geburtshilfe 24.6 (2019): 32-34.
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