Natürliche Empfängnisregelung mit der symptothermalen Methode

MEDICALLY REVIEWED

Das Wichtigste vorab

  • Mit der symptothermalen Methode kannst du deine Empfängnis regeln oder einen Kinderwunsch verfolgen.
  • Der Pearl-Index der symptothermalen Methode liegt bei perfekter Anwendung bei 0,4.
  • Wir erklären, was du bei der Anwendung beachten musst.

Die symptothermale Methode ist ein wissenschaftlich anerkanntes Verfahren, um die fruchtbare Phase zuverlässig zu bestimmen. Dafür kombiniert diese die tägliche Messung der Basaltemperatur mit der Beobachtung des Zervixschleims oder des Muttermundes. Sobald du deine fruchtbare Phase identifiziert hast, kannst du dieses Wissen dann nutzen, um deine Verhütung zu planen oder mehr über deinen Zyklus zu lernen.

Was bedeutet „symptothermal“?

Der Begriff „symptothermal“ weist bereits auf die Methode hin, wie der Zyklus der Frau* beobachtet und ausgewertet wird. Der Begriff fasst die beiden Schlüsselindikatoren der Fruchtbarkeit zusammen. Der erste Indikator der Fruchtbarkeit („sympto“) ist eine vermehrte Sekretabsonderung aus der Scheide, genannt Zervixschleim. Zusätzlich wird die Basaltemperatur oder auch Aufwachtemperatur („thermal“) als Zeichen für die Bestimmung der fruchtbaren Tage hinzugezogen.

Wie funktioniert der Zyklus

Der weibliche Zyklus ist zwischen 21 und 35 Tage lang. In diesem Zeitraum kann nur an sechs Tagen eine Befruchtung stattfinden. Nach dem Eisprung kann die Eizelle nämlich nur maximal 24 Stunden lang befruchtet werden und Spermien haben eine maximale Überlebensdauer von fünf Tagen. Das ergibt ein fruchtbares Fenster von sechs Tagen. Der Zeitpunkt des Eisprungs kann dabei schwanken und damit auch die erste Zyklushälfte (Phase von Periode bis Eisprung). Die Phase nach dem Eisprung hat bei den meisten Frauen ungefähr immer die gleiche Länge, zwischen zwölf und 16 Tagen, und verändert sich von Zyklus zu Zyklus kaum.

So funktioniert die symptothermale Methode im Alltag

Du kannst mit der natürlichen Zykluskontrolle ohne vorherigen Arztbesuch, Schulung oder größere Anschaffung beginnen. Du brauchst dafür lediglich ein Basalthermometer zur Messung deiner Aufwachtemperatur (Basaltemperatur) und ein Medium für die Dokumentation, zum Beispiel die Ovy App.

Die Regeln, nach denen ausgewertet wird, findest du in der Literatur. In der Ovy App sind diese im Berechnungsalgorithmus hinterlegt. Wichtig ist, dass dein Basalthermometer auf zwei Nachkommastellen genau misst, denn die Temperaturunterschiede, welche später Rückschlüsse auf den Eisprung geben, finden oft nur im Zehntelbereich der Nachkommastelle statt.


Grundsätzlich gilt es dann, Folgendes täglich zu tun: Morgens direkt nach dem Aufwachen misst und speicherst du deine Basaltemperatur und tagsüber notierst  weitere Symptome (unter anderem Zervixschleim) durch eine Selbstbeobachtung deines Körpers. Beginne mit der Dokumentation idealerweise zu Beginn deines Zyklus, also am ersten Tag deiner Periode. Versuche vor allem, wenn die Methode neu für dich ist, in den ersten Zyklen wirklich jeden Tag zu messen und diszipliniert deine Daten zu dokumentieren.

Wie sicher ist die Methode?

Die Sicherheit der Methode zur Verhütung wurde in einer Vielzahl von Studien durch den sogenannten Pearl-Index (PI) bestätigt. Dieser liegt in der perfekten Anwendung bei 0,4 (zum Vergleich: Pille 0,1, Kondom 2). 

Ein Pearl-Index bedeutet, dass von 100 Frauen*, die ein Jahr lang (= zwölf Monate oder 13 Zyklen) symptothermal ihre Empfängnis geregelt haben, 0,4 Frauen* schwanger wurden. 

Die Sicherheit der symptothermalen Methode wird nur in der Kombination mit dem Verzicht auf Geschlechtsverkehr oder zusätzlichem Schutz an den fruchtbaren Tagen erreicht. Die Ovy App ist bei regelmäßiger und gewissenhafter Anwendung sicher, allerdings noch kein zertifiziertes Verhütungsmittel.

Die Bestimmung der nicht fruchtbaren Phase im Zyklus

Mit der symptothermalen Methode werden zwei unfruchtbare Phasen ermittelt. Die erste unfruchtbare Phase ist am Zyklusanfang und die zweite unfruchtbare Phase nach dem Eisprung. Zu Beginn des Zyklus geht es um eine Vorhersage, was weniger sicher ist, als die nicht fruchtbare Phase nach dem Eisprung anhand der Fruchtbarkeitsindikatoren zu bestätigen.

Die nicht fruchtbare Phase am Zyklusanfang

Zum Zyklusbeginn kann noch keine definitive Aussage darüber getroffen werden, wann der Eisprung stattfinden wird, denn die symptothermale Methode ist eine retrospektive Methode. Es findet eine Prognose basierend auf historischen Daten darüber statt, wann der Eisprung mit großer Wahrscheinlichkeit nicht stattfinden wird. Hier können die ersten fünf Zyklustage als unfruchtbar angenommen werden, wenn im vorherigen Zyklus eine erhöhte Messung stattfand und kein Zervixschleim der Kategorie „f" oder höher am Zyklusanfang dokumentiert wurde.

Die nicht fruchtbare Phase am Zyklusende

Bei der nicht fruchtbaren Zeit nach dem Eisprung wird eindeutig festgestellt, dass der Eisprung stattfand. Wenn die Temperatur ansteigt und erhöht bleibt und sich der Zervixschleim von fruchtbar in nicht fruchtbar verändert, kannst du nicht mehr schwanger werden. 

Für Anfänger:innen gilt die „strenge Form“ der natürlichen Empfängnisregelung

Für Frauen, die mit der Methode beginnen und in einer „strengen Form“ ihre Empfängnis natürlich regeln möchten, haben am Anfang nur ungeschützten Verkehr, wenn der Eisprung nachgewiesen wurde – also in der nicht fruchtbaren Phase nach dem Eisprung. Sie nehmen ab dem ersten Tag ihrer Menstruation an, dass sie fruchtbar sind. Frauen, die diese Methode neu anwenden, sollten die tägliche Erfassung der Basaltemperatur und weiterer Symptome mindestens über drei Zyklen praktizieren, um ihren Temperaturfall und -anstieg und damit den Eisprung zu finden.

Wenn eine Frau auch in ihrem fruchtbaren Fenster täglich Geschlechtsverkehr haben möchte, funktioniert die symptothermale Methode nur in Kombination mit einem komplementären Verhütungsmittel, zum Beispiel einem Kondom. In diesem Fall ist die Methode so sicher wie das gewählte komplementäre Verhütungsmittel. Wichtig: Die symptothermale Methode schützt nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Für wen ist die symptothermale Methode geeignet

Nachdem sie über die symptothermale Methode recherchiert haben, stellen sich vielen Frauen* die Frage, ob diese Methode für sie alltagstauglich ist. Die Empfängnisregelung mit der symptothermalen Methode ist für folgende Frauen* geeignet:

  • Frauen*, die Risiken hormoneller Verhütungsmethoden vermeiden wollen
  • Frauen* mit geregelten Schlafzyklen und der Bereitschaft täglich zu messen und Daten zu dokumentieren
  • Frauen*, die ein Bewusstsein für ihren Zyklus und Körper entwickeln möchten
  • Frauen*, die anhand digital erfasster Daten bestmögliche Vorhersagen über ihre reproduktive Gesundheit treffen wollen
  • Frauen*, die einen Kinderwunsch haben und den Tag ihres Eisprungs finden wollen

Die symptothermale Methode ist für folgende Frauen* nicht geeignet:

  • Frauen*, für die eine Schwangerschaft lebensbedrohlich ist
  • Teenager und Frauen*, die stark unregelmäßige Zyklen haben (zum Beispiel länger als 56 Tage)
  • Frauen*, die eine tägliche Messung zur gleichen Zeit und ein Schlaffenster von mindestens vier Stunden nicht garantieren können, zum Beispiel wegen einer reisenden Tätigkeit, Schichtarbeit, in der Stillzeit
  • Frauen*, die keine Zeit für die Messung und Selbstbeobachtung haben

    Pille absetzen und loslegen

    Falls du darüber nachdenkst, von einer hormonellen Verhütungsmethode (Pille, Verhütungsring, Verhütungspflaster, Hormonspirale) auf eine natürliche Methode wie die symptothermale Methode umzusteigen, ist dies problemlos möglich. Allerdings gilt für den ersten Zyklus eine spezielle Methodenregel, der sogenannte Post-Pill-Modus.

    Du brauchst keinen kompletten Zyklus abzuwarten, bevor du mit der symptothermalen Methode beginnst. Du startest idealerweise am ersten Tag der Abbruchblutung. Diese trägst du als Periode in die Ovy App ein. 

    Grundsätzlich ist es so, dass du schon im ersten Zyklus nach Absetzen der Pille annehmen musst, schwanger werden zu können. Die ersten fünf Tage gelten als nicht fruchtbar, es sei denn, anhand des Zervixschleims wird die Fruchtbarkeit davor erkannt.

    Das Besondere beim Post-Pill-Modus: du benötigst einen zusätzlichen Temperaturwert, daher müssen vier statt drei aufeinanderfolgende Messwerte alle höher sein, als der höchste Wert der sechs vorangegangenen Messwerte. Der dritte höhere Wert muss aber nicht 0,2 Grad Celsius höher sein. 

     


    Medically Reviewed

    Dieser Text wurde auf Basis von medizinischer Fachliteratur und aktuellen Studien von Medizinredakteur:innen erstellt. Unser Anspruch ist es, wissenschaftlich zu arbeiten, Quellen kenntlich zu machen und die Inhalte regelmäßig auf ihre Aktualität zu prüfen.

    Referenzen & Literatur

    1. Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe Juli 2004, pro familia